Beim Missbrauchsverdacht gegen den früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz gibt es Hinweise auf mögliche weitere Fälle. Vor drei Monaten hatte das Erzbistum Köln den Verdacht öffentlich gemacht und mögliche und bisher unbekannte Betroffene aufgerufen, sich zu melden. Darauf habe es Reaktionen gegeben, teilte das Erzbistum am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Alle eingegangenen Hinweise würden nun sorgfältig durch die Stabsstelle Intervention geprüft.
Zugleich bat das Erzbistum um Verständnis dafür, keine weiteren Einzelheiten mitteilen zu können. Begründet wurde dies mit Datenschutz und Wahrung der Vertraulichkeit gegenüber Menschen, die sich an die unabhängigen Ansprechpersonen und die Stabsstelle Intervention wenden. Wichtig sei vor allem, den Betroffenen die notwendige Hilfe und Unterstützung anzubieten.
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Erzbistum Hinweise auf mögliche weitere Betroffene erhalten. Weil folgende Recherchen nicht die erwünschten Kenntnisse erbrachten, veröffentlichte es den Aufruf. Zugleich teilte es mit, dass Pilz bereits 2012 beschuldigt worden war, einen ihm unterstellten Mitarbeitenden und damit "schutzbedürftigen" Erwachsenen in den 1970er Jahren missbraucht zu haben. Der damalige Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, erlegte dem Geistlichen 2014 eine Geldstrafe auf und verbot ihm den Kontakt zu Minderjährigen ohne Anwesenheit weiterer Erwachsener.
Der Fall Pilz ist zurzeit auch in den Schlagzeilen wegen öffentlicher Debatten und juristischer Auseinandersetzungen darüber, ab wann der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki von den Vorwürfen gegen den prominenten Geistlichen wusste. Unter anderem haben drei Priester Strafanzeige gegen Woelki gestellt. Sie werfen ihm "falsche Versicherung an Eides statt" vor bei seinen Aussagen dazu. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit noch, ob sie Ermittlungen einleitet.
Pilz leitete von 2000 bis 2010 das in Aachen ansässige Kindermissionswerk, das immer zum Jahreswechsel die bundesweit bekannte Sternsingeraktion durchführt. Von 1972 bis 1989 arbeitete der Autor zahlreicher geistlicher Lieder als Diözesanjugendseelsorger und Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg in Odenthal bei Köln. Von 2010 bis zu seinem Tod 2019 lebte und wirkte Pilz als Ruhestandsgeistlicher im Bistum Dresden-Meißen. (KNA, 16.9.22)