Die Aktion der Besatzungsbehörden sei "willkürlich" und verstoße gegen internationales Recht und vertragliche Verpflichtungen der Russischen Föderation gegenüber Kiew, erklärte der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und religiösen Organisationen am Wochenende.
Gott soll dem ukrainischen Volk helfen
Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk wertete die Scheinreferenden in seiner täglichen Videobotschaft (Samstag) als "Instrument der Verfolgung und Erniedrigung von Menschen".
Er rief zu Gebeten für jene auf, mit denen ein politisches Spiel veranstaltet werde. Gott solle dem ukrainischen Volk helfen, "unter diesen Umständen zu überleben und seine Würde und Liebe zum Vaterland zu bewahren".
Verhöhnung der Demokratie
Der Gesamtukrainische Religionsrat erklärte, die Abhaltung von "Pseudo-Referenden" mit "vorgehaltener Waffe" sowie ohne persönliche Freiheit und Respekt für die Würde des menschliche Leben verhöhne die Demokratie und diskreditiere staatliche Institutionen.
Eine echte Willensbekundung ist nach den Worten des Rates unter diesen Bedingungen unmöglich. Der von Russland angezettelte Krieg gegen die Ukraine ziele darauf ab, einen Teil des ukrainischen Territoriums an sich zu reißen und den ukrainischen Staat zu zerstören; das verstoße gegen das Völkerrecht.
Dem Gremium gehören 15 Glaubensgemeinschaften, christliche, jüdische und muslimische, sowie die ukrainische Bibelgesellschaft an. Damit repräsentiert es nach eigenen Angaben mehr als 95 Prozent der religiösen Gemeinden des Landes.
Ukrainer sollen sich nicht beteiligen
Der Rat rief alle ausländischen Staaten auf, die "Pseudo-Referenden nicht anzuerkennen". Ukrainer sollten sich an den Scheinabstimmungen nicht beteiligen und "ihre Verantwortung vor Gott, ihrem eigenen Gewissen, früheren, gegenwärtigen und zukünftigen Generationen sowie vor dem ukrainischen Volk " wahrnehmen, mahnte er.
Der russische Staat müsse den "verbrecherischen Plan der Annexion" aufgeben; er verstoße gegen die heiligen Schriften des Christentums, des Islam und des Judentums.
Mit Wahlurnen von Tür zu Tür
In den von Russland kontrollierten ukrainischen Gebieten Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja begannen am Freitag sogenannte Referenden über einen Beitritt zu Russland. Begleitet von bewaffneten russischen Soldaten gingen Vertreter des Besatzungsregimes mit Wahlurnen von Wohnungstür zu Wohnungstür, um Stimmen einzusammeln. Die erst vor wenigen Tagen angesetzten Scheinreferenden sollen am Dienstag enden.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte betont, diese "Scheinreferenden werden niemals akzeptiert werden". Sie böten keine Rechtfertigung für das, "was Russland tatsächlich vorhat, nämlich mit Gewalt das Land des Nachbarn zu erobern oder Teile des Territoriums davon".