Knapp 800.000 Herrnhuter Sterne in diversen Größen und Farben gehen in diesem Jahr aus der Manufaktur in der sächsischen Oberlausitz in die Welt. Ihren Ursprung haben sie in den Internaten der Herrnhuter Brüdergemeine, wo die Kinder der Missionare sie gegen das Heimweh bastelten - und gleichzeitig damit Geometrie lernten. Zum 125-jährigen Jubiläum der Sternefertigung einige bunte Fakten:
In welchen Farben gibt es die Sterne?
Ursprünglich waren sie rot-weiß. Weiß für die Reinheit und Unschuld des Jesus-Kinds in der Krippe, rot für das Blut Jesu Christi am Kreuz. Bald erweiterte sich das Farbspektrum: Ab 1927 leuchteten die Sterne in weiß, gelb, rot, grün und blau. Dabei blieb es lange. Seit
2015 erscheint der kleinste Kunststoffstern zusätzlich als limitierte Sonderedition in einem jährlich neuen Farbton. Sammlerherzen schlagen dafür höher. Im Jubiläumsjahr ist der "Sonderstern" transparent mit silbernem Glitzer.
Was ist ein Rhombenkuboktaeder?
Der komplizierte Ausdruck bezeichnet die geometrische Grundform, auf die die Zacken des Herrnhuter Sterns aufgesetzt werden. Vereinfacht gesprochen ist es ein Würfel, von dem man die Ecken abgeschnitten hat. So entstehen zusammenhängend acht Drei- und 18 Vierecke, auf die insgesamt 25 Zacken aufgesetzt werden. Ein Quadrat bleibt frei, um die Innenbeleuchtung zu befestigen.
Warum war der Stern in der DDR "Bückware"?
In der DDR wurde das Unternehmen 1950 zunächst verstaatlicht, 1968 aber wieder reprivatisiert und an die Brüdergemeine rückübertragen.
Es hieß, die Handfertigung, zumal von Weihnachtssternen, habe nicht mehr ins Bild sozialistischer Industrieproduktion gepasst. Hinzu kam:
Der Materialmangel allerorten machte auch vor den begehrten Sternen nicht halt. Und so brauchte man gute Beziehungen zu einer Verkäuferin, die sich unter den Ladentisch bückte - daher der Ursprung des in der DDR gebräuchlichen Begriffs "Bückware" - und rare Produkte für besondere Kunden hervorholte.
Wie viel Material wird pro Jahr verarbeitet?
Allein für die Fertigung der beiden kleinsten Größen der Kunststoffsterne benötigt die Manufaktur jährlich 40 Fässer mit je 30 Litern Kleber. Für die Papiersterne, die noch etwa 30 Prozent der Produktion ausmachen, fallen 375 Kilogramm Leim-Granulat an, plus eimerweise Flüssigleim. An Papier kommt ein A4-Stapel von 65 Metern Höhe zusammen. Der Bedarf an Pappe liegt bei knapp 11.500 Kilo und entspricht dem Gewicht von 19 Trabis, seinerzeit im DDR-Volksmund auch gern "Pappe" genannt.
Wohin werden die meisten Sterne verkauft?
Im aktuellen Ranking der Abnehmer folgen nach Deutschland die Länder Dänemark, Russland, Schweden, die Niederlande, Kanada, USA, die Schweiz und Norwegen.
(Quelle: Von Karin Wollschläger, kna, 22.09.2022)