Msgr. Guido Assmann (Kölner Dompropst und Generalvikar): Ich stehe im Moment hier vor der Kirche St. Michael in Tokio, wo wir heute Morgen am Sonntag die Heilige Messe mit der katholischen Gemeinde deutscher Sprache gefeiert haben. Neben mir steht Pfarrer Mirco Quint. Er ist Priester des Bistums Essen, seit einem Jahr hier tätig als Pfarrer. Was hat Sie bewegt, ins Ausland zu gehen für diese besondere Aufgabe?
Marco Quint (Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde St. Michael in Tokio): Es hat mich total gefreut, als endlich die Möglichkeit bestand, ins Ausland gehen zu dürfen. Elf Jahre lang habe ich meinen Bischof in Essen darum gebeten, diese Möglichkeit mal zu erhalten. Ich bin ein leidenschaftlicher Priester und total gerne Pastor. Und ich merke, dass ich im Ausland die Möglichkeit habe, echt Seelsorger zu sein und etwas weniger mit den großen Problemen, die die deutsche Kirche hat, zu tun habe. Das ist so eine Motivation. Und die zweite Motivation ist, dass ich mich selber immer als ein Grenzgänger verstanden habe, also über die eigene Kultur, über das eigene Religiössein, mit Menschen anderer Kultur- und Religionsverständnissen, den Kontakt aufzunehmen und zu gucken, wie kommt man zusammen und wie kann man voneinander lernen, miteinander arbeiten?
Assmann: Wir haben heute Morgen eine Messe gemeinsam feiern dürfen, mit vielen jungen Menschen, einer Band, Familien mit Kindern und Jugendlichen. Sehr familiär, so war mein Eindruck. Viele haben uns erzählt, dass sie hier für wenige Jahre sind, weil sie von ihrer Firma aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz hierher gesandt werden. Andere haben erzählt, dass sie schon 40 Jahre hier sind. Was macht das Besondere dieser Gemeinde aus? Und warum ist es wichtig, im Ausland hier eine solche Gemeinde zu haben?
Quint: Das sind genau diese vielfältigen Menschen, die hier sind. Zum einen die, die hier lange Jahre schon arbeiten und die sogenannten Expats, die eben für wenige Jahre von ihrer Firma geschickt werden. Viele sind nur drei Jahre hier, vier Jahre hier. Eigentlich mischt sich die Gemeinde immer wieder neu. Jedes Jahr habe ich mit anderen Menschen zu tun und kann mit denen Glauben leben. Das Besondere ist natürlich, dass wir uns hier in Japan befinden, einer völlig fremden Kultur, wo der christliche Glaube ja nur von einem Prozent der Menschen überhaupt geteilt wird. Da muss man als Katholik sofort anfangen, sich kirchlich zu engagieren. Also es gibt keine lange Phase zu überlegen. Und diese Lebendigkeit und diese Motivation der Leute beeindruckt mich sehr.
Assmann: Wir sind ja auf der Suche. Wie können wir die Partnerschaft zwischen den Erzbistümern Tokio und Köln vielleicht noch mal auf lebendige, jüngere Füße stellen. Sehen Sie da eine Chance?
Quint: Ich bin ein ganz großer Freund von Partnerschaften, weil das Möglichkeiten sind, über den eigenen Tellerrand hinaus in eine andere Kultur schauen zu können. Und die Partnerschaft der beiden Diözesen Köln und Tokio, die ja jetzt auf das 70-jährige zuläuft, das war eine gute Partnerschaft in der Vergangenheit. Aber wir können viel mehr, das ist für mich der pastorale Ansatz. Wo können wir Begegnungen schaffen mit den Menschen, wo können wir den Austausch schaffen? Wo können wir zum Beispiel uns gegenseitig besuchen? Wo können Pfadfinder-Gemeinschaften zusammenarbeiten? Wo kann mal ein Kölner Chor hier nach Tokio kommen, ein Konzert geben und dann eine Gegeneinladung nach Köln auzusprechen. Also gerade bei diesem pastoralen Alltag sehe ich ganz, ganz viele Möglichkeiten. Und spüre hier eine große Motivation.
Reisetagebuch der Kölner Delegation