Das Ergebnis des Vaterschaftstests, für den im Mai bei der Einebnung des Priestergrabs Gewebeproben entnommen wurden, liege zwar nun vor, teilte die katholische Pfarrei Heidenau am Freitag mit.
Man respektiere aber den Wunsch einer Person, auf deren Veranlassung der Test erfolgte, dass das Ergebnis nicht veröffentlicht wird, so die Pfarrei, "und möchten auch andere bitten, dies zu akzeptieren". Im vergangenen Jahr hatte sich die Person beim Bistum Dresden-Meißen gemeldet und um Hilfe bei der Klärung gebeten, ob der Priester ihr Vater sei.
Einer der schwerwiegendsten Fälle im Bistum
Bei dem Priester handelt es sich um Herbert Jungnitsch (1898-1971). Er hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die katholische Pfarrei in Heidenau aufgebaut und bis zu seinem Tod maßgeblich geprägt. Aus den 1960er Jahren sind nach Angaben des Bistums glaubhaft mehrere Fälle sexualisierter und körperlicher Gewalt an mindestens vier Mädchen im Alter zwischen vier und acht Jahren bekannt. Der Fall gilt im Bistum Dresden-Meißen als einer der schwerwiegendsten.
Der Heidenauer Ortskirchenrat hatte die Einebnung seines Grabes bereits 2020 beschlossen, wollte dies jedoch in einen Aufarbeitungsprozess mit der Pfarrei einbinden. Dieser verzögerte sich wegen der Corona-Pandemie. Im vergangenen Jahr fand eine Gemeindeversammlung zu dem Fall unter Beteiligung der Bistumsleitung statt. Bischof Heinrich Timmerevers sprach damals von einem "Pilotprojekt" für die künftige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Bistum.
Aufarbeitungsarbeit wird weiter vertieft
Die Pfarrei vertieft die Aufarbeitungsarbeit nach eigenen Angaben weiter. Es gelte, "das Geschehene tiefer zu begreifen und zu verarbeiten. Die Erzählungen der Betroffenen und das schwere Erbe der Taten in unserer Gemeinde sollen wach gehalten werden". Dazu solle die Gedenkkultur ausgeweitet werden, etwa in Gottesdiensten. Zudem konzipiere man derzeit eine Vortrags- und Gesprächsreihe.
Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle aus den 1960er Jahren um Pfarrer Jungnitsch, die dem Bistum Dresden-Meißen seit 2010 bekannt waren, geht maßgeblich auf den Heidenauer Gemeindereferent Benno Kirtzel zurück. Er setzte sich dafür ein, in und mit der Gemeinde sowie mit einem Opfer die Geschehnisse aufzuarbeiten und öffentlich zu machen.