Zulehner fordert Kirche auf, Hoffnung zu bringen

"An die Seite der Menschheit stellen"

Der Theologe und Religionssoziologe Paul Zulehner hat die katholische Kirche ermahnt, ihre Aufgabe als Botschafterin der Zuversicht wahrzunehmen. Dabei sprach er auch über die Bedeutung von Reformen in der Kirche.

Paul Zulehner, Pastoraltheologe, in seinem Haus in Wien / © Lukas Ilgner (KNA)
Paul Zulehner, Pastoraltheologe, in seinem Haus in Wien / © Lukas Ilgner ( KNA )

Gerade angesichts von Krisen, Angst und riesigen Herausforderungen wie Krieg, Terror und Klimanotstand brauche die Welt Kirchen und Religionen als Ressource der Hoffnung, um nicht inmitten der "apokalyptischen Bedrängnisse" zu scheitern, sagte Zulehner am Freitagabend in Wien. Just in dieser Zeit, "in der die Welt taumelt und die Hoffnung schwindet", sei die Kirche vor allem mit sich selbst beschäftigt, kritisierte der prominente Theologe.

Reformen alleine reichen nicht

Das dringend notwendige Vertrauen sei nicht allein durch innerkirchliche Reformen zu gewinnen, sondern "indem wir uns an die Seite der verängstigten Menschheit stellen, einen realistischen Pazifismus vertreten und zur ökologischen Vorhut zählen", so Zulehner. Frauenordination, eine Demokratisierung der Kirche, Änderungen bei der Sexualkultur seien wichtige Reformanliegen.

"Aber während wir diese innerkirchlichen Anliegen zu einem guten Ergebnis bringen, geht die taumelnde Welt unter", entwarf er ein "Worst-Case-Szenario". 

Lob für päpstliche Enzykliken

Die Kirche brauche jenen politischen Perspektivwechsel, um den sich Papst Franziskus seit Beginn seiner Amtszeit 2013 bemühe, hob Zulehner hervor. Zum Thema Klimawandel habe sich Franziskus die besten Ökologen und Ökonomen der Welt geholt und die Enzyklika "Laudato si" (2015) verfasst, deren erstes Kapitel fachlich genau die Lage des Weltklimas beschreibe.

"Er veröffentlicht 'Fratelli Tutti', weil er genau weiß, dass die Weltpolitik nur gut geht, wenn sie von einer universellen Solidarität getragen ist. Und bei alldem versucht er, die Menschen im Geheimnis Gottes zu verankern, welches der letzte Grund unserer Hoffnung ist", lobte der Theologe.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA