Gerade angesichts von Krisen, Angst und riesigen Herausforderungen wie Krieg, Terror und Klimanotstand brauche die Welt Kirchen und Religionen als Ressource der Hoffnung, um nicht inmitten der "apokalyptischen Bedrängnisse" zu scheitern, sagte Zulehner am Freitagabend in Wien. Just in dieser Zeit, "in der die Welt taumelt und die Hoffnung schwindet", sei die Kirche vor allem mit sich selbst beschäftigt, kritisierte der prominente Theologe.
Reformen alleine reichen nicht
Das dringend notwendige Vertrauen sei nicht allein durch innerkirchliche Reformen zu gewinnen, sondern "indem wir uns an die Seite der verängstigten Menschheit stellen, einen realistischen Pazifismus vertreten und zur ökologischen Vorhut zählen", so Zulehner. Frauenordination, eine Demokratisierung der Kirche, Änderungen bei der Sexualkultur seien wichtige Reformanliegen.
"Aber während wir diese innerkirchlichen Anliegen zu einem guten Ergebnis bringen, geht die taumelnde Welt unter", entwarf er ein "Worst-Case-Szenario".
Lob für päpstliche Enzykliken
Die Kirche brauche jenen politischen Perspektivwechsel, um den sich Papst Franziskus seit Beginn seiner Amtszeit 2013 bemühe, hob Zulehner hervor. Zum Thema Klimawandel habe sich Franziskus die besten Ökologen und Ökonomen der Welt geholt und die Enzyklika "Laudato si" (2015) verfasst, deren erstes Kapitel fachlich genau die Lage des Weltklimas beschreibe.
"Er veröffentlicht 'Fratelli Tutti', weil er genau weiß, dass die Weltpolitik nur gut geht, wenn sie von einer universellen Solidarität getragen ist. Und bei alldem versucht er, die Menschen im Geheimnis Gottes zu verankern, welches der letzte Grund unserer Hoffnung ist", lobte der Theologe.