"Krisenzeiten waren zwar immer eine Feuerprobe für die Demokratie, aber Zuwächse für eine rechtsextreme Partei in dieser Größenordnung sind ein Alarmzeichen für das ganze Land - weit über Niedersachsen hinaus", sagte Knobloch, die auch Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist, am Sonntagabend in München. Die AfD kam bei der Landtagswahl am Sonntag auf 10,9 Prozent, was einem Zuwachs von 4,7 Prozent entspricht.
"Außer Hass und Ausgrenzung nichts zu bieten"
Es sei mehr als verständlich, dass die Menschen "derzeit ihre Sorgen und Nöte mit in die Wahlkabine nähmen", betonte Knobloch. "Wenn sich aber derart viele Wähler für eine Partei entscheiden, die außer Hass und Ausgrenzung nichts zu bieten hat und das Wertegerüst unserer Heimat angreift, dann macht das die Krise nur noch schlimmer." Minderheiten wie die jüdische Gemeinschaft bekämen dies zuerst zu spüren, "am Ende trifft es aber die ganze Breite der Gesellschaft."
Die demokratischen Parteien und die Bundes- und Landesregierungen müssten in dieser Lage eine kraftvolle Antwort geben, mahnte Knobloch: "Damit die Menschen das Vertrauen in die Demokratie nicht verlieren, müssen sie sehen, dass ihre Probleme gelöst werden." Es brauche klare Botschaften und zügige Lösungen, "damit wir den Extremisten endlich den Boden entziehen können."
Sozialpsychologin befürchtet Erstarken
Auch die Sozialpsychologin Pia Lamberty befürchtet angesichts der Ergebnisse ein weiteres Erstarken von Rechtspopulismus im kommenden Winter. "Ich sehe die Gefahr, dass die AfD in den kommenden Monaten wegen der Energiekrise weiter Zulauf bekommt", sagte die Geschäftsführerin des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) in Berlin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag).
"Dabei geht es auch um die Wahrnehmung der Krise: Akteure der Desinformation und Verschwörungsideologien arbeiten daran, dass die Vertrauenskrise in den Staat größer wird", sagte Lamberty. Das sei eine Strategie. "Politiker der anderen Parteien sind deswegen in der Verantwortung, nicht in den Chor der Antidemokraten einzuschwören", betonte sie.