Der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, hat die allgemeine Maskenpflicht auch für Bewohner von Pflegeheimen kritisiert. "Das ist eine geradezu obszöne politische Entscheidung", sagte der Chef der evangelischen Wohlfahrtsorganisation dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). Das Pflegeheim sei für die betroffenen Menschen ihr Zuhause; ihm sei nicht bekannt "dass anderen Bevölkerungsgruppen vorgeschrieben wird, in ihren Wohnungen eine Maske zu tragen", so Lilie. "Wir hoffen, dass die Länder pragmatische Lösungen im Hinblick auf die Maskenpflicht finden werden, wie es schon in einigen Bundesländern der Fall ist."
Umfassende Pflegereformen
Zudem forderte der Diakonie-Chef von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) umfassende Pflegereformen, um einen möglichen Anstieg der Eigenanteile für Pflegeheimbewohner aufzufangen. "Die Pflegeversicherung steht vor dem Kollaps", warnte Lilie. Sie müsse derzeit mit Darlehen über Wasser gehalten werden. Gleichzeitig hätten die Eigenanteile der Heimbewohner in einigen Bundesländern bereits fast 2.600 Euro erreicht. "Weitere massive Sprünge werden folgen, denn die seit September geltende bundesweite Bezahlung der Pflegekräfte nach Tarif schlägt voll auf die Eigenanteile durch. Dann sind bald auch 4.000 Euro nicht mehr ausgeschlossen", sagte der Diakonie-Chef. Aktuell sei bereits eine wachsende Zahl von Heimbewohnern auf Sozialhilfe angewiesen.