Diakonie-Chef kritisiert Maskenpflicht in Pflegeheimen

"Obszöne politische Entscheidung"

Der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, übt Kritik an der allgemeinen Maskenpflicht auch für Bewohner von Pflegeheimen. Andere Bevölkerungsgruppen sei ebenfalls keine Maskenpflicht in ihrem Zuhause vorgeschrieben.

Eine Bewohnerin läuft mit Maske durch das Pflegeheim / © Rido (shutterstock)
Eine Bewohnerin läuft mit Maske durch das Pflegeheim / © Rido ( shutterstock )

Der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, hat die allgemeine Maskenpflicht auch für Bewohner von Pflegeheimen kritisiert. "Das ist eine geradezu obszöne politische Entscheidung", sagte der Chef der evangelischen Wohlfahrtsorganisation dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). Das Pflegeheim sei für die betroffenen Menschen ihr Zuhause; ihm sei nicht bekannt "dass anderen Bevölkerungsgruppen vorgeschrieben wird, in ihren Wohnungen eine Maske zu tragen", so Lilie. "Wir hoffen, dass die Länder pragmatische Lösungen im Hinblick auf die Maskenpflicht finden werden, wie es schon in einigen Bundesländern der Fall ist."

Umfassende Pflegereformen

Zudem forderte der Diakonie-Chef von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) umfassende Pflegereformen, um einen möglichen Anstieg der Eigenanteile für Pflegeheimbewohner aufzufangen. "Die Pflegeversicherung steht vor dem Kollaps", warnte Lilie. Sie müsse derzeit mit Darlehen über Wasser gehalten werden. Gleichzeitig hätten die Eigenanteile der Heimbewohner in einigen Bundesländern bereits fast 2.600 Euro erreicht. "Weitere massive Sprünge werden folgen, denn die seit September geltende bundesweite Bezahlung der Pflegekräfte nach Tarif schlägt voll auf die Eigenanteile durch. Dann sind bald auch 4.000 Euro nicht mehr ausgeschlossen", sagte der Diakonie-Chef. Aktuell sei bereits eine wachsende Zahl von Heimbewohnern auf Sozialhilfe angewiesen.

Diakonie Deutschland

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Sie versteht ihren Auftrag als gelebte Nächstenliebe und setzt sich für Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Neben dieser Hilfe versteht sie sich als Anwältin der Schwachen und benennt öffentlich die Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft. Diese Aufgabe nimmt sie gemeinsam mit anderen Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege wahr.

Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger (shutterstock)
Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger ( shutterstock )
Quelle:
KNA