"Sie war einer der faszinierendsten Menschen, dem wir je begegnet sind." Ruhe und Vertrauen habe sie aus ihrem Glauben geschöpft, so Daniel Strauß.
Im Vorjahr hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sie als Zeitzeugin mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet. Damals betonte das Staatsoberhaupt: "Sie haben uns berichtet vom Leiden der Sinti und Roma unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, in Lety, Auschwitz und in Ravensbrück, wohin man Sie verschleppt hatte." Beeindruckt habe ihn ihr autobiografisches Buch "Gott hat mit mir etwas vorgehabt! Erinnerungen einer deutschen Sinteza", so Steinmeier.
Ebenfalls im Vorjahr war Schmidt mit dem Kultur- und Ehrenpreis des baden-württembergischen Verbands Deutscher Sinti und Roma geehrt worden. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) würdigte Schmidt als "Kämpferin für Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma". Schmidt werde ihr in Erinnerung bleiben, für ihr "ansteckendes Lachen, ihre Offenheit und Heiterkeit, aber auch ihr Mut, Missstände anzusprechen, zu mahnen, wenn Menschenfeinde sich heute in neuen Gewändern kleiden", so Roth.
Würdigung durch Auschwitz-Komitee
"Auschwitz-Überlebende in aller Welt verabschieden sich mit Wehmut und Dankbarkeit von ihrer Leidensgefährtin und Freundin Zilli Schmidt, die eine der großen und berührenden Zeitzeuginnen des Völkermordes an den Sinti und Roma gewesen ist", sagte der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner. Auch nach dem Krieg habe sie jedoch in Deutschland noch Diskriminierung und Ausgrenzung erlebt. "Trotz all dieser bitteren Erfahrungen und Schmerzen war Zilli Schmidt eine gläubige Frau, die darauf vertraute, dass ihre Mitmenschen bereit wären, aus der Geschichte zu lernen und sich gegen Rassismus und Hass einzusetzen."
Schmidt wurde am 10. Juli 1924 als Cäcilie "Zilli" Reichmann im thüringischen Hinternah geboren. 1942 wurde die Familie deportiert; ihre Eltern, Schwester und ihre vierjährige Tochter wurden später im KZ umgebracht. Schmidt war eine der wenigen Sinti-Überlebenden, deren Verfolgung in der Bundesrepublik vor Gericht kam. 1988 sagte sie als Zeugin in einem Prozess gegen einen Blockführer im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau aus.