Der "Komplex Piusheim" sei abgeschlossen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Nach Durchführung der Ermittlungen, insbesondere nach Vernehmung zahlreicher Zeugen sowie nach Auswertung der seitens des Erzbistums München und Freising übergebenen Unterlagen, hat sich kein Anfangsverdacht gegen eine konkrete Person ergeben." Die Ermittlungen, die sich gegen unbekannt richteten, seien darum bereits Ende August dieses Jahres eingestellt worden.
Eckiger Tisch: "Akten sichern, Zeugen befragen"
Der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, forderte eine Untersuchungskommission im bayerischen Landtag, "um die Akten zu sichern, Zeugen zu befragen und die Vorgänge in diesem und gegebenenfalls weiteren Heimen aufzuklären, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden", sagte er der dpa.
Sexpartys und Prostitution im Heim?
Ein Prozess am Landgericht München II hatte die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Frühjahr 2020 ausgelöst. Ein Großvater, der selbst wegen jahrelangen und massenhaften schweren Missbrauchs an seinen Enkeln und deren Freunden zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, hatte vor Gericht ausgesagt, als Jugendlicher in dem Erziehungsheim der katholischen Kirche schwer missbraucht worden zu sein. Er sprach von Sexpartys und Prostitution und davon, dass ein Mitschüler sich in dem Heim das Leben nahm.
Nach Bekanntwerden der Ermittlungen hatten sich mehrere frühere Bewohner des Piusheims bei der Staatsanwaltschaft, dem Erzbistum München und Freising und dem "Eckigen Tisch" gemeldet. Katsch sprach damals von einer "höllischen Einrichtung".