Zhadan (48) werde für sein herausragendes künstlerisches Werk geehrt sowie für seine "humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet und ihnen unter Einsatz seines Lebens hilft", sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs.
Seine Romane, Essays, Gedichte und Songtexte erzählten davon, wie Krieg und Zerstörung die Menschen in der Ukraine erschüttern. "Nachdenklich und zuhörend, in poetischem und radikalem Ton erkundet Serhij Zhadan, wie die Menschen in der Ukraine trotz aller Gewalt versuchen, ein unabhängiges, von Frieden und Freiheit bestimmtes Leben zu führen." Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert.
"Klang des Wortes hat sich verändert"
Schmidt-Friderichs sagte in ihrer Rede, seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar habe das Wort Frieden ein anderes Gewicht bekommen. "Der Klang des Wortes hat sich verändert - es herrscht Krieg." Die Welt tue sich mit Antworten darauf schwer. "Wir Deutschen, weil wir zwei Mal die Schuld eines Krieges auf uns geladen haben. Weil wir wissen, dass wir nicht wissen, wie es ist, angegriffen zu werden und nicht selbst der Aggressor zu sein", so Schmidt-Friderichs.
Zhadan sagte in seiner auf Deutsch gehaltenen Dankesrede, der Krieg ändere das Gefühl für Zeit und Raum. Es sei ein "Gefühl der gebrochenen Zeit, des Fehlens von Dauer, das Gefühl der zusammengepressten Luft, du kannst kaum atmen". Die wichtigste Aufgabe sei es, unversehrt zu bleiben und sich den nächsten halben Tag durchzukämpfen. Doch sprechen müsse man - selbst in Zeiten des Krieges, und dabei die Dinge klar benennen: "Ein Verbrecher ist ein Verbrecher. Freiheit ist Freiheit. Niedertracht ist Niedertracht", sagte Zhadan.
Wichtige Stimme der ukrainischen Literatur
Der Popliterat gilt als eine der wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Vor wenigen Tagen erschien sein jüngstes Buch "Himmel über Charkiw".
Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben.