Stadionpfarrer warnt vor Hochmut gegenüber WM-Land Katar

Eine zweifelhafte WM?

Der Frankfurter Stadionpfarrer Eugen Eckert sieht einen Boykott der in zwei Wochen beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft in Katar kritisch. Das Gastgeberland habe beim strittigen Thema Arbeitnehmerrechte Fortschritte gemacht, sagte er.

Fußballer stehen auf dem Rasen / © Christian Charisius (dpa)
Fußballer stehen auf dem Rasen / © Christian Charisius ( dpa )

Der Frankfurter Stadionpfarrer Eugen Eckert warnte davor, "mit einem europäischen oder deutschen Hochmut an die Dinge zu gehen, die sich zum Positiven verändern". Der WM-Gastgeber wird vor allem für seinen Umgang mit Arbeitsmigranten und sexuellen Minderheiten kritisiert.

Eckert verwies auf eine Initiative der früheren Frankfurter Sportdezernentin und heutigen Transparency-International-Mitarbeiterin Sylvia Schenk, bei der er selber und der ehemalige IG-BAU-Vizechef Dietmar Schäfers mitmachten. Diese Initiative habe eine positive Entwicklung bei den Arbeitsbedingungen in dem arabischen Land festgestellt. "Wir konnten dazu beitragen, dass das Kafala-System, also praktisch die Leibeigenschaft, rechtlich jedenfalls zum Ende gekommen ist."

Vor der Fußball-WM 2022 in Katar / © Christian Charisius (dpa)
Vor der Fußball-WM 2022 in Katar / © Christian Charisius ( dpa )

Zweifel an der Sicherheitsgarantie

Der Stadionpfarrer stützt damit in Teilen die Einschätzung von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD), die jüngst gesellschaftliche Fortschritte in Katar ausgemacht hatten. Zweifel meldete er aber an einer Sicherheitsgarantie an, die Faeser nach einem Katar-Besuch etwa für homosexuelle Paare in dem Wüsten-Emirat verkündet hatte.

"Dass dieser Schutz zugesagt wird, ist erstmal eine wichtige Aussage", sagte Eckert. Er verwies aber zugleich auf die geltende Rechtslage in Katar, die bis zu sieben Jahre Haft für Homosexuelle vorsehe. Er wisse nicht, "wie es jetzt zu einer Regierungserklärung jenseits der Gesetzeslage kommen kann".

WM im Advent

Den Zeitpunkt der WM vorwiegend im Advent bewertete Eckert einerseits kritisch, wies andererseits aber auch darauf hin, dass solche Turniere bereits im Ramadan ausgetragen worden seien. Während des islamischen Fastenmonats verzichten gläubige Muslime tagsüber auf jegliche Nahrung inklusive Trinken, was sie laut Eckert körperlich schwächt.

Das Eröffnungsspiel am Ewigkeits- oder Totensonntag "werde ich ganz bestimmt nicht gucken", kündigte der Stadionpfarrer an. "Da gehe ich zum Grab, zünde Lichter an bei meinen Angehörigen." Wie er sich danach verhalten werde, "vor allen Dingen wenn die deutsche Mannschaft deutlich weiter kommt, kann ich noch nicht beschwören".

Quelle:
epd