Erfurter Bischof Neymeyr appelliert an Politik

"Dreifach-Wumms" für Bildung gefordert

Der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr fordert einen "Dreifach-Wumms" für die Bildung. Der Bischof kritisierte unter anderem Lehrkräftemangel und Sanierungsstau an Schulen und Kindergärten.

Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

Der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr fordert einen "Dreifach-Wumms" für die Bildung. "Das gesellschaftliche Engagement für die Bildung junger Menschen hat nicht den Stellenwert, der ihm gebührt, nicht nur weil Kinder und Jugendliche unsere Zukunft sind, sondern vor allem, weil sie unsere Gegenwart sind", sagte er am Donnerstag beim traditionellen Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt für die Thüringer Landespolitiker.

Geschichte des Bistums Erfurt

742    Der heilige Bonifatius gründet das Bistum Erfurt. Es umfasst das Thüringer Stammgebiet mit dem Thüringer Wald im Süden und dem Eichsfeld im Westen. Nach Osten begrenzen Saale und Unstrut, nach Norden Helme und Harz das Bistum. Das Gebiet südlich des Thüringer Waldes gehört zum Bistum Würzburg. Bischofskirche wird die Marienkirche auf dem heutigen Erfurter Domberg.

Um 755    Das Bistum Erfurt wird wieder aufgelöst und in das Bistum Mainz eingegliedert. Diesem gehört es 1000 Jahre an.

Erfurter Dom und Severikirche / © Roger Hagmann (KNA)
Erfurter Dom und Severikirche / © Roger Hagmann ( KNA )

"Antisemitismus ist wachsendes gesellschaftliches Problem"

Bei Neubauten oder Sanierungen von Kindergärten und Schulen etwa müsse um jeden Euro gefeilscht werden, so Neymeyr. Der Mangel an Lehrkräften sei eklatant. "Kindergärten werden in Sonntagsreden als Orte frühkindlicher Bildung bezeichnet, in der Praxis muss es allzu oft genügen, wenn die Kinder dort betreut sind. Das gilt auch für die Schulen in der außerunterrichtlichen Betreuung. Hauptsache ist, die Eltern können ihrer Berufstätigkeit nachgehen", kritisierte der Bischof.

Ferner beklagte er zunehmenden Judenhass: "Dass der Antisemitismus ein wachsendes gesellschaftliches Phänomen ist, steht außer Frage." In vielen aktuellen Debatten sei immer wieder dazu zu mahnen, Menschen als Menschen zu sehen: "Dann wäre jedem Rassismus oder Antisemitismus die Grundlage entzogen." Ebenfalls nehme der Hass gegen Sinti und Roma zu: "Auch in Thüringen haben Menschen gesagt, wir nehmen gerne Ukrainerinnen und Ukrainer bei uns auf, aber keine Zigeuner. Dabei sind die Roma wie alle anderen auch ukrainische Flüchtlinge. Auch geflüchtete Menschen sind zunächst und zuerst Menschen." Das dürfe in Asyl-Debatten nie vergessen werden, hob Neymeyr hervor.

"Probleme sind lösbar"

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte: "Wer keine Orientierung hat und die Hoffnung nicht mehr in sich fühlt, die Krisen bewältigen zu können, der neigt dazu, für manchmal sehr seltsame Dinge anfällig zu sein." Manches was sich gegenwärtig bei Demonstrationen etwa von Querdenkern abspiele, deute er als "Ersatzreligion". Ramelow, selbst evangelischer Christ, sagte: "Ich lebe davon, dass ich das Stück Gottvertrauen in mir spüre, dass wir die gestellten Probleme lösen können."

Er habe schon die Erfahrung gemacht, dass Glaube Berge versetzen könne. "Die gegenwärtigen Probleme, die vor uns stehen, sind lösbar. Wir sollten nicht in die Knie gehen vor der Höhe des Berges, der vor uns steht", betonte Ramelow. Wichtig seien Solidarität und Glaube - "der Glaube an die demokratischen Werte und der individuelle Glaube".

Quelle:
KNA