Angesichts zunehmender Politisierung von Religion in vielen Teilen der Welt sei die drohende Abwicklung des Referates "Religion und Außenpolitik" der falsche Schritt, sagte er am Montagabend beim Willehad-Empfang der katholischen Kirche in Bremen.
Gegengift für religiös verbrämten Nationalismus
Religionsgemeinschaften seien die größten transnationalen zivilen Gemeinschaften und damit ein Gegengift für religiös verbrämten Nationalismus, so der Ordensmann. Ihre grundlegende Option für die Armen und ein nachhaltiger Umgang mit der Schöpfung machten Religionen zu einem wichtigen Partner für viele Anliegen nicht nur westlicher Regierungen. Dies gelte trotz eines vielfach wachsenden Fundamentalismus durch "religiöse Hooligans", so Schnabel, der 2018/2019 selbst als Berater für das Auswärtige Amt tätig war.
Als Migranten- und Flüchtlingsseelsorger der katholischen Kirche in Israel, Palästina, Jordanien und auf Zypern erlebe er auch im Nahen Osten sehr viele aufrichtige gläubige Gottsucher, die die Ideale ihres Glaubens lebten. Sowohl im türkisch besetzten Norden Zyperns als auch in der Republik im Süden seien es gerade christliche wie muslimische Religionsgemeinschaften, die sich nicht nur für Versöhnung engagierten, sondern auch im Kampf gegen den Klimawandel.
Die schwedische Regierung, so Schnabel, spreche wegen diesbezüglicher Kooperationen kaum noch mit zyprischen Politikern, sondern mit Religionsvertretern. Dies könne ein guter Anreiz sein auch für die von Grünen-Politikern geführte deutsche Umwelt- und Außenpolitik.
Dank an die Kirche
Beim Empfang im Bremer Rathaus dankte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) der Kirche für ihren vielfältigen Einsatz in der Stadt.
Mit Gläubigen aus rund 120 Nationen sei sie ein Abbild der Hansestadt und ein "wichtiger Player" im gesellschaftlichen Miteinander. Mit Blick auf ein von der katholischen Kirche Bremens formuliertes Leitbild, entstanden auch aus dem Skandal um sexualisierte Gewalt, sei er zuversichtlich, dass die dringend notwendige Aufarbeitung gelinge.