Erzbistum Hamburg schafft warme Orte im Winter

Körper und Seele aufwärmen

Das Erzbistum Hamburg hat seine Gemeinden und Einrichtungen aufgerufen, mit warmen Orten auf den kalten Winter zu reagieren. Dazu hat es das "Netzwerk #warmeOrte gegründet. Sabine Gautier war bei der Gründung der Initiative beteiligt.

Aufwärmen in einer kirchlichen Einrichtung / © Harald Oppitz (KNA)
Aufwärmen in einer kirchlichen Einrichtung / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Diese warmen Orte. Sind das tatsächlich Räume? Oder ist das eher im übertragenen Sinne gemeint?

Sabine Gautier (Pastoralreferentin im Erzbistum Hamburg): Es ist beides. Es ist natürlich im übertragenen Sinne gemeint. Wir müssen Heizkosten sparen und an anderen Ecken und Enden sparen und da haben wir gesagt, dass wir neben allem was kalt ist dieser Tage, den Hashtag #warmeOrte setzen. Ganz konkret geht es um Räumlichkeiten unterschiedlicher Art, an unterschiedlicher Orten im Erzbistum Hamburg.

DOMRADIO.DE: Wo kommen diese Räume her?

Gautier: Der Mehrgewinn an Kirchensteuern und die Energie Pauschale, die bei uns im Erzbistum direkt ausgezahlt wird, geht über die Caritas wieder zurück an bedürftige Menschen. Die Menschen können zu den Beratungsstellen der Caritas gehen, sich beraten lassen und sie bekommen dann dieses Geld.

Darüber hinaus wollen wir gerne noch andere Orte schaffen, an denen Begegnungen möglich sind. Diese Orte können zum Beispiel eine Familien-Bildungsstätte sein. Wenn sich eine Familie so etwas wie einen Indoor Spielplatz dieses Jahr nicht leisten können zum Beispiel. Dann bieten wir das in unseren Räumen an. Wir bauen dann eine Bewegungslandschaft auf und die Eltern bekommen einen Kaffee oder einen Tee und das ist kostenlos.

DOMRADIO.DE: Es ist also nicht so gedacht, dass Obdachlose sich da versammeln, weil sie draußen frieren.

Gautier: Das gibt es auch. Wir haben ganz unterschiedliche Zielgruppen im Blick. Ausgegangen ist das Ganze eher von den Familien her, weil wir bei uns im Bistum eine Arbeitsgruppe haben, die sich um Beziehungspastoral und Familienpastoral kümmert.

Sabine Gautier, Pastoralreferentin im Erzbistum Hamburg

"Der Mehrgewinn an Kirchensteuern und die Energie Pauschale, die bei uns im Erzbistum direkt ausgezahlt wird, geht über die Caritas wieder zurück an bedürftige Menschen"

Darüber hinaus haben wir gemerkt, dass es noch andere, ich nenne das mal, Anspruchsgruppen gibt. Und da gibt es ja schon ganz viel über die Katholischen Sozialdienste oder über den Caritasverband. Kirchengemeinden haben dann gesagt, dass sie dieses Netzwerk, das es ja sowieso schon gibt, noch weiter stützen wollen. In Hamburg in einer Kirchengemeinde gibt es zum Beispiel eine einmalige Ausgabe von Schlafsäcken und auch einen Raum, wo man sich einfach mal aufwärmen kann.

DOMRADIO.DE: Auf Ihrer Internetseite gibt es eine Karte, auf der diese warmen Orte verzeichnet sind. Da gibt es aber noch ziemlich große Lücken. Was mache ich denn, wenn der nächste warme Ort noch weit weg ist?

Gautier: Da gibt es tatsächlich noch Lücken. Letzte Woche haben wir die Seite gestartet und ich stelle gerade fest, dass seitdem viele neu reingekommen sind, an unterschiedlichen Orten und unterschiedlichen Angeboten. Ich gehe davon aus, dass viele Lücken noch gefüllt werden.

Darüber hinaus gibt es ein Netzwerk, was ich gerade schon angesprochen habe, über Verbände wie den Caritasverband oder in der evangelischen Kirche, die Diakonie, die natürlich auch in diesem Winter ansprechbar sind. Die sind zum Teil noch gar nicht auf dieser Karte verzeichnet.

DOMRADIO.DE: Jetzt wollte ich noch fragen, wenn warme Orte anzubieten. Das ist sicherlich ein guter Schritt, aber es ist immer eine Nothilfe, Menschen in der Not zu helfen. Müsste man nicht wesentlich längerfristiger und nachhaltiger helfen?

Gautier: Auf jeden Fall. Natürlich ist das erst mal ein Anfang. Das ist das was wir jetzt akut leisten können, von November bis März, in der kalten Jahreszeit. Das bieten wir jetzt über unser reguläres Angebot hinaus an, ohne die Beteiligten damit zu überfordern. Und das ist natürlich richtig, dass mehr passieren muss. Aber dafür sind wir auch nicht ausschließlich als Kirchen zuständig. Ich glaube, dass wir da im gesamten Sozialsystem gut gucken müssen, wie Menschen in Not geholfen werden kann.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

Quelle:
DR