Im Nachgang des Ad limina-Besuchs der deutschen Bischöfe hat das Portal "Vatican News" in der vergangenen Woche zwei Redebeiträge der Kurienkardinäle Ladaria und Ouellet veröffentlicht. Insbesondere der Text des Kanadiers Ouellet, der dem Bischofsdikasterium vorsteht, steht in der Kritik.
Er sagte, die deutschen Reformvorschläge des Synodalen Wegs enthielten zwar viele "vertretbare" Elemente, die aber hinsichtlich des Menschenbilds und der Kirchenlehre "ernsthafte Schwierigkeiten aufwerfen". Kritiker sprächen deshalb von einem "latenten Schisma", das die Synodaltexte festzuschreiben drohten.
Dazu Ouellet: "Ich weiß sehr gut, dass es nicht Ihre Absicht ist, einen Bruch mit der universalen Gemeinschaft der Kirche herbeizuführen". Dennoch sei es "auffällig, dass die Agenda einer begrenzten Gruppe von Theologen (...) plötzlich zum Mehrheitsvorschlag des deutschen Episkopats geworden ist: Abschaffung des Pflichtzölibats (...) Zugang von Frauen zum geweihten Amt, moralische Neubewertung der Homosexualität, strukturelle und funktionale Begrenzung hierarchischer Macht, von der Gender-Theorie inspirierte Überlegungen zur Sexualität".
Es entstehe der Eindruck, dass die Missbrauchsfälle "ausgenutzt wurden, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen". Und weiter: "Es scheint uns, dass wir vor einem Projekt der 'Veränderung der Kirche' stehen und nicht nur vor pastoralen Neuerungen."
Ouellets Rede gipfelte in der Festellung, dass dieser Vorschlag "die Gemeinschaft der Kirche verletzt, weil er Zweifel und Verwirrung unter dem Volk Gottes sät". Am Ende seiner Rede schlug Ouellet deshalb ein "Moratorium" für den Synodalen Weg vor. Dieser Vorschlag wurde jedoch von fast allen deutschen Bischöfen in Rom abgelehnt. (dr/kna/28.11.22)