"Rom hat den Synodalen Weg in Deutschland nicht gestoppt", sagte Genn im Interview der "Westfälischen Nachrichten" (Samstag). "Es war zwar von einem Moratorium, also einer vorläufigen Aussetzung des Synodalen Weges in Deutschland, die Rede. Aber ein solches Moratorium haben wir abgewendet." Nichtsdestotrotz gebe es Fragen, die nicht ohne den Vatikan zu lösen seien. "Diese Tatsache nehmen wir auch ernst."
Beim Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 vor allem über die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie über die Rolle von Frauen in der Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat.
Kardinäle sprechen von Ausnutzen von Missbrauchsfällen
Zuletzt hatten die beiden Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet Kritik am Reformprozess geübt. Ladaria, Präfekt des Glaubens-Dikasteriums, monierte unter anderem, die Kirche werde von vornherein als eine "strukturell Missbrauch hervorbringende Organisation" betrachtet.
Ouellet, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, legte nahe, dass Missbrauchsfälle "ausgenutzt wurden, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen".
Ouellet und Ladaria hatten ihre Standpunkte Mitte November während eines Besuchs der deutschen Bischöfe beim Papst in Rom vorgetragen. Nach Genns Einschätzung weiß Franziskus, dass es in der Kirche Spannungen gibt - "wie in jeder Familie", so der Bischof. "In diesem Spannungsfeld sieht er sich auch selber und spricht das deutlich an." Rückblickend seien die Gespräche in Rom offen und ehrlich verlaufen. "Es bleiben weder Aggression noch Bitterkeit."