Revolution nach mehr als 1.000 Jahren: Es gibt nun auch Regensburger Domspätzinnen. Zum Schuljahresbeginn nahm der weltberühmte Knabenchor in seinem Gymnasium auch 33 Mädchen auf, wie dessen Pressestelle mitteilte. "Der Beginn dieses Schuljahres ist für uns sehr besonders, ja historisch", sagte Domkapellmeister Christian Heiß. Die Mädchen verteilen sich demnach auf die verschiedensten Jahrgangsstufen, 15 von ihnen starten in der fünften Klasse. Sechs Schülerinnen stiegen in der Q11 ein. Auch im Internat der Domspatzen werden laut Mitteilung 16 Mädchen wohnen, in einem eigenen Bereich.
Die Mädchen werden jedoch nicht gemeinsam mit den Jungs in einem Chor singen, sondern eine eigene Säule der Dommusik sein. Die Regensburger Domspatzen sollen weiter ein reiner Knaben- und Männerchor bleiben, wie es heißt. "Seit mehr als 1.000 Jahren sind wir als reiner Knabenchor geschätzt, werden dafür sogar geliebt. Von anderen Dommusiken wissen wir, dass ein Mädchenchor neben einem Knabenchor bestens bestehen kann", so der Domkapellmeister. "Jeder Chor hat seine eigene Charakteristik, sowohl klanglich als auch vom Repertoire her."
Für die Mädchen sei ein eigener Raum als Probesaal umgerüstet worden, sagte Schulleiterin Christine Lohse. Mit Elena Szuczies gebe es auch eine eigene Chorleiterin. Im Gymnasium und Internat seien drei Lehrerinnen als "Welcome-Coaches" für die Mädchen, aber auch für die 49 Jungs da, die neu in die Schule gekommen sind. 43 davon besuchten die fünfte Klasse.
Die Regensburger Domspatzen wurden im Jahr 975 vom damaligen Regensburger Bischof Wolfgang als eigene Domschule gegründet. Der Name "Domspatzen" findet sich dem Chor zufolge erstmals in einem Pressebericht über eine Auslandsreise nach Prag im Jahr 1910. Zuvor sei immer von "Domchor" oder "Domcapelle" die Rede gewesen. Am 12. Januar 1948 wurde die Genehmigung für das damalige Domgymnasium erteilt. Seit 2015 bieten die Domspatzen einen musikalischen und einen naturwissenschaftlich-technologischen Zweig an. (kna/14.09.2022)