Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott kommt nicht in eine heile Welt

Nach zwei Jahren, an denen es wegen Corona nicht möglich war, können wir heute wieder ins Kinderhospiz Balthasar gehen. Immer im Advent gibt es dort einen entzückenden Nachmittag mit Namen "Schwesternkaffee" Genauer heißt das, dass die Schwestern des Mutterhauses und wir von San Damiano ins Kinderhospiz gehen, und dort schon alle Eltern und Geschwister mit den schwerstkranken Kindern und allen MitarbeiterInnen versammelt sind.

Im schön geschmückten großen Aufenthaltsraum gibt es Kaffee und Kakao und Plätzchen und Kuchen. Und die Geschwisterkinder haben meist die Tischdekoration gebastelt und sind stolz wie Oskar, wenn wir überrascht und erfreut sind und genau nachfragen, wie das denn geht und wie man das nachmachen kann. Und dann gibt es hübsche Geschichten und Gedichte und natürlich Lieder, die man mit ausliegendem Liederheft zur Musik mit dem Keyboard auch mitsingen kann. Und das liebste Lied der Kinder ist immer "in der Weihnachtsbäckerei" und natürlich das mit dem Rentier Rudolf, was dann die meisten Schwestern eher nicht kennen.

Das neue Leitungsteam des Kinderhospizes wird sich vorstellen und etwas zum vergangenen schwierigen Jahr erzählen und zu den notwendigen Baumaßnahmen, die ein großer Kran seit Wochen anzeigt. Und wenn nicht zwischendurch eines der schwerstkranken Kinder weinen oder schreien würde, oder eine Mitarbeiterin leise mit einem Kind in einen Nebenraum gehen würde, um zu trösten oder zu versorgen, wir würden kaum spüren, dass es hier ein Hospiz ist.

Es ist ein Ort zum Leben und Lachen und ein Ort zum Sterben und Trauern. Und das ist es immer wieder, was mich hier so anrührt: die Selbstverständlichkeit, mit dem alles geschieht und zusammengehört: das Essen und Trinken, das Musik machen und Singen, das Naschen und Probieren, das Leiden und die Schmerzen, die Traurigkeit der Eltern und die Lebenslust der Kinder, egal wie lange sie noch zu leben haben oder wie lange der große Bruder die kleine Schwester noch umhertragen kann, wenn es mal möglich ist. 

Und mitten hinein ist dieser Gott gekommen. Nicht in eine heile Puppenstubenwelt mit herausgeputzten Kindern und festlichem Tannenbaum, sondern in alles Leid und alles Leben und Leiden und Sterben und Trauern. Als neugeborenes, schutzloses Kind, dass alles Leid und allen Tod der Welt nehmen wird und ihn umwandeln wird in Leben für alle und für immer. Weil ich das glaube und hoffe, mag ich diesen Nachmittag im Kinderhospiz immer so sehr.

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