Theologe betont Weihnachtsgefühl als Wert für Gesellschaft

"Schenken kann als christliche Tugend verstanden werden"

Dem Freiburger Theologen Stephan Wahle zufolge behält Weihnachten in der Gesellschaft weiter eine religiöse Dimension. Die Allgegenwart des Weihnachtsthemas könne die Menschen aus der Vielfalt eigener Aktivitäten zusammenführen.

Weihnachtsgeschenke unter einem Weihnachtsbaum / © AnnaStills (shutterstock)
Weihnachtsgeschenke unter einem Weihnachtsbaum / © AnnaStills ( shutterstock )

"Auch wenn Stress und Hektik Begleiterscheinungen einer nicht immer besinnlichen 'Vorweihnachtszeit' sind, scheint das weihnachtlich gestimmte Lebensgefühl doch ein ganz spezieller und unverzichtbarer Wert für eine solidarische Gesellschaft zu sein", sagte Wahle bei einer Gastvorlesung in Erfurt.

Die Allgegenwart des Weihnachtsthemas in den Medien und sozialen Netzwerken könne die Menschen für eine längere Weile aus der Vielfalt eigener Aktivitäten zusammenführen.

Weihnachtspopularität als Ärgernis für Kirche

"Weihnachten, so lässt sich ohne große empirische Untersuchungen sagen, ist äußerst populär - mitunter das typische Fest der Postmoderne", hob Wahle hervor.

Eingepackte Weihnachtsgeschenke / © Halfpoint (shutterstock)
Eingepackte Weihnachtsgeschenke / © Halfpoint ( shutterstock )

Für Kirche und Theologie sei diese Popularität vielfach ein Ärgernis, scheine doch in der unzweifelhaft kulturellen Bedeutung des Festes das religiös-christliche Bekenntnis immer mehr unterzugehen. Weihnachten sei jedoch weiterhin ein religiöses Fest, auch wenn es vielfach nur noch als kulturelle Institution erscheine, so der Liturgiewissenschaftler.

Die Geschenkpraxis bestätigt ihm zufolge nicht die These von der "modernen Degeneration des Weihnachtsfestes". Dabei verwies er auf die vielen Wohltätigkeitsveranstaltungen, die rund um die Weihnachtszeit ebenso Hochkonjunktur hätten wie der Einzelhandel.

Weihnachtslieder können stiller Protest sein

"Schenken kann als eine christliche Tugend verstanden werden, wenn es im Horizont dessen geschieht, was Gott in Jesus Christus selbst getan hat", so Wahle. "So werden in dem kulturellen Brauch der wohltätigen Gaben die diakonische Dimension des Weihnachtsfestes sowie seine Bedeutung für das alltägliche Leben deutlich, die für eine solidarische Gesellschaft unverzichtbar bleibt."

Frau mit Mundschutz und Weihnachtsgeschenken beim Einkaufen / © Kamil Macniak (shutterstock)
Frau mit Mundschutz und Weihnachtsgeschenken beim Einkaufen / © Kamil Macniak ( shutterstock )

Das weite Repertoire der alten und neuen Weihnachtslieder und der Geschenkebrauch schließlich seien zwei Beispiele "für den stillen Protest gegen jegliche Form der Angst und der Bedrängnis, des Egoismus und der sozialen Kälte". In diesem Sinne sei Weihnachten weiterhin ein religiöses Fest, auch wenn es vielfach nur noch als kulturelle Institution erscheine.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA