Der Bürgerkrieg in Guatemala zählt zu den brutalsten Konflikten in der Geschichte Lateinamerikas. Er dauerte 36 Jahre und endete am 29. Dezember 1996 mit dem Abschluss eines Friedensvertrags zwischen rechtsgerichteter Regierung und Rebellenvereinigung URNG. In dieser Zeit wurden Schätzungen zufolge mindestens 200.000 Menschen getötet, 83 Prozent davon Angehörige der indigenen Maya-Bevölkerung. Geschätzt 1,7 Millionen Menschen flohen vor Gewalt und Unterdrückung.
Hintergrund des Konflikts waren Versuche einer Landreform Anfang der 50er Jahre, die nach 1954 durch einen Putsch und ein US-gestütztes Regime unterdrückt wurden. Damit wurden die Interessen des US-Konzerns United Fruit Company gewahrt, der in Guatemala riesige Ländereien zum Anbau von Chiquita-Bananen besaß. Spätestens ab 1975 richtete sich die Staatsmacht planvoll vor allem gegen die ländlichen Maya-Regionen, unter dem Vorwand, die Guerilla finde dort Unterstützung.
Als die Zeit der "violencia", der besonders ungehemmten Gewalt, gelten die Jahre 1978 bis 1985. Allein in den 15 Monaten unter dem Diktator Efrain Rios Montt begingen Militärs 600 Massaker und zerstörten in einer "Politik der verbrannten Erde" etwa 100 Dörfer. 17.000 Menschen wurden in diesem Zeitraum getötet, Hunderttausende flohen.
Am 24. April 1998 legte die katholische Kirche einen Untersuchungsbericht zur "Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses" (REMHI) vor. Zwei Tage später wurde der wichtigste Protagonist der Studie, Weihbischof Juan Gerardi Conedera, von Armeeangehörigen ermordet.
Aus dem Bericht geht hervor, dass mehr als 90 Prozent der Morde auf Armee, Paramilitärs und Zivilpatrouillen (PAC) zurückgehen; für etwa 9 Prozent zeichnete demnach die Guerilla verantwortlich. Allein für die Hochlandprovinz Quiche führt der Bericht für die Zeit des Bürgerkriegs 31.400 Verhaftungen, 13.728 Tote, 2.157 "Verschwundene", 3.207 Fälle von Folter und 4.039 Attentate auf. Auf Entschädigung warten die meisten Opfer bis heute. (KNA, 23.4.2023)