Nach Stunden des Bangens und der Unsicherheit hat der Vatikan positive Nachrichten zum Gesundheitszustand von Benedikt XVI. verkündet. "Der emeritierte Papst konnte sich letzte Nacht gut erholen, er ist absolut klar und wach, und heute ist sein Zustand zwar weiterhin ernst, aber stabil", teilte Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhls, am Donnerstag mit.
Am Mittwoch hatte Papst Franziskus in der katholischen Kirche für Aufsehen gesorgt, als er sagte, sein Vorgänger sei "sehr krank". Viele hatten die Aussagen dahingehend gedeutet, dass der 95 Jahre alte Benedikt möglicherweise im Sterben liegen könnte.
Weltweite Gebete für Benedikt XVI.
Franziskus lade die Gläubigen weiterhin ein, für Benedikt zu beten "in diesen schweren Stunden", wie Bruni weiter sagte. Dieser Aufforderung kamen viele Katholiken in mehreren Teilen der Welt nach. Bischöfe und Kardinäle etwa aus Nord- und Südamerika sowie Frankreich, Belgien und natürlich Deutschland teilten mit, für den früheren Pontifex zu beten. Auch deutsche Besucher in Rom sagten am Donnerstag nahe des Petersdoms, dass sie für Benedikt beteten. Einige zeigten sich traurig, dass es Benedikt offenbar schlecht gehe.
Der als Joseph Ratzinger im bayerischen Marktl am Inn geboren Papa Emeritus wird im ehemaligen Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten betreut. Bei ihm sind sein langjähriger Weggefährte und Privatsekretär Georg Gänswein, Ärzte sowie Frauen einer katholischen Laienorganisation. Benedikt werde permanent überwacht, wie es hieß.
Weitere Details zum Gesundheitszustand sind nicht bekannt
Weitere, offizielle Details zum Gesundheitszustand gab es zunächst nicht. Bekannt war bereits, dass der Deutsche körperlich nur noch sehr schwach ist und Schwierigkeiten hat beim Sprechen. Medienberichte, wonach ihm etwa das Atmen immer schwerer falle und seit einigen Tagen wichtige Vitalfunktionen wie das Herz nachließen, kommentierte oder bestätigte der Vatikan nicht.
Unterdessen wurde für den Freitagabend eine Messe in der römischen Lateranbasilika für den emeritierten Papst angesetzt. Als Bischof von Rom war Benedikt XVI. seiner Bischofskirche im Lateran besonders verbunden. Die Messe für Benedikt XVI. feiert laut Vatikanmitteilung Bischof Guerino Di Tora, Stellvertreter das Erzpriesters für die Lateranbasilika. Der Gottesdienst wird um 17.30 Uhr online auf DOMRADIO.DE übertragen. Es wird erwartet, dass viele Katholiken aus dem Bistum Rom die Gelegenheit nutzen werden, um für ihren früheren Bischof und Papst zu beten.
Gebetsaufruf an die römischen Katholiken
Kardinalvikar Angelo De Donatis rief die Gemeinden Roms am Donnerstagabend auf, sich zu beteiligen. In seinem Amt ist er im Bistum Rom Stellvertreter des Papstes, der zugleich Bischof von Rom ist. De Donatis lud die römischen Katholiken ein, sich "im Gebet für Benedikt XVI. zu vereinen". "Begleiten wir unseren lieben emeritierten Bischof in dieser Stunde von Leid und Prüfung und bitten den Herrn, ihn in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche bis zum Ende zu trösten und zu stützen", schrieb er in der Mitteilung des Hauptstadtbistums.
Von 2005 bis 2013 war Benedikt Papst, ehe er sich für einen Rückzug vom Pontifikat entschied. Zuvor war der als brillanter Theologe bekannte Deutsche mehr als zwei Jahrzehnte lang Präfekt der Glaubenskongregation und damit oberster Glaubenshüter der Katholiken.
Viele Kritiker werfen ihm vor, die Kirche durch eine konservative Haltung nicht ausreichend geöffnet zu haben. Außerdem sorgten die Enthüllungen um Missbrauchsskandale - etwa während der Zeit als Erzbischof in München und Freising - für einen Schatten über seiner Vita.