Die gelb-weiße Fahne des Vatikans weht neben dem Petersplatz auf Halbmast. Unterhalb spielt eine bayerische Blaskapelle vor der Sicherheitskontrolle. Es ist ein diesiger, kalter Morgen in Rom. Nebel verhüllt die Kuppel des Petersdoms. Trotzdem sind viele Menschen schon früh auf den Straßen rund um den Vatikan unterwegs, gesäumt von Feuerwehr, Polizei und Sanitätern. Die meistgesprochene Sprache neben Italienisch ist Deutsch - mit bayerischem Akzent. Es ist der Tag der Beisetzung von Benedikt XVI.
Deutsche und bayrische Fahnen
In der Nacht zuvor war der ehemalige Papst im Petersdom von der Bahre in einen Holzsarg gelegt worden. Kurz vor 9 Uhr tragen ihn zwölf Männer aus der Basilika zu seinem Platz vor dem Altar. Die Menschen auf dem Petersplatz applaudieren, einige schwenken deutsche und bayerische Fahnen. An diesem Donnerstag ist Benedikt seiner alten Heimat noch einmal ganz nah. Direkt unterhalb des Altars steht eine große Gruppe Gebirgsschützen in Uniform und mit Standarten.
Musikgruppen und Pilger aus ganz Bayern sind zur Beerdigung angereist. Ministerpräsident Markus Söder ließ ein Flugzeug chartern, um Vertreter aus Gesellschaft und Politik in die Ewige Stadt zu bringen.
Prominenz kommt zum Abschied
Die offizielle deutsche Delegation führt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an. Er würdigt Benedikt nach dem Requiem als "großen Theologen, ausgestattet mit kräftigem Intellekt" und zugleich "Mann mit großer Bescheidenheit". Begleitet wird Steinmeier unter anderen von Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Oppositionsführer Friedrich Merz.
Unter den zahlreichen Bischöfen und rund 130 Kardinälen sind auch viele Deutsche. Neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing von Limburg, nehmen etwa die Kardinäle Reinhard Marx von München und Freising und Rainer Maria Woelki von Köln teil.
Gänswein küsst den Sarg
Ganz vorne in der ersten Reihe sitzen Benedikts engste Weggefährten. Es ist ein emotionaler Abschied besonders für seinen Privatsekretär Georg Gänswein. Vor dem Requiem kniet der Erzbischof vor dem Sarg nieder und küsst ihn. Der 66-Jährige wirkt hager und ausgezehrt.
Benedikts Nachfolger Papst Franziskus steht der anschließenden Feier vor, zelebriert die Messe jedoch nicht selbst. Mit einem Rollstuhl wird er über eine Rampe vor den Altar auf dem Petersplatz gefahren.
Papst lobt Benedikts Weisheit und Feingefühl
In seiner Predigt würdigt er, zunächst ohne ihn namentlich zu nennen, Benedikts Weisheit und Feingefühl sowie dessen Gottvertrauen, seine Hingabe im Gebet und die Liebe zum Evangelium. Zugleich erinnert Franziskus auch an die Mühen des Papsttums, die schwierigen Aufgaben, denen sich "ein Hirte" stellen müsse - "zwischen Kreuzungspunkten und Widersprüchen".
Der amtierende Papst ruft die Gläubigen dazu auf, Benedikt mit Dankbarkeit und Hoffnung noch einmal jene Liebe zu erweisen, die nicht vergehe. Er beschreibt den Moment des Requiems und sagt: "Das gläubige Volk Gottes versammelt sich, es begleitet das Leben dessen, der sein Hirte war und vertraut es dem Herrn an." Und weiter: "Wir wollen dies mit derselben Salbung und Weisheit, mit demselben Feingefühl und derselben Hingabe tun, die er uns im Laufe der Jahre zu schenken wusste."
Zum Abschied steht er auf
Seine Predigt schließt er mit den Worten: "Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!"
Mit einer besonderen Geste verabschiedet sich Franziskus am Ende der Trauerfeier. Der auf den Rollstuhl angewiesene Papst erhebt sich zur letzten Ehrerbietung vor dem geschlossenen Sarg Benedikts, segnet ihn, legt eine Hand darauf und hält einen Moment mit gesenktem Kopf inne.
Erneut brandet Applaus auf. "Benedetto, Benedetto"-Rufe hallen über den Platz mit rund 50.000 Teilnehmern. Menschen rollen Plakate mit der Aufschrift "Danke Benedikt" aus, schwenken Fahnen. Eine Gruppe fordert auf einem großen Transparent "Santo Subito", also eine rasche Heiligsprechung des Ex-Papstes. Über die Klänge der Orgel legt sich Blasmusik. Noch ein letztes Mal ertönt die Bayern-Hymne, die während Benedikts Pontifikat so oft im Vatikan zu hören war.