Refrather Gemeinde bedauert Kommunikation um Modellprojekt

"Es lässt ein Gefühl der Ohnmacht aufkeimen"

Das Erzbistum Köln plant, in Bergisch Gladbach fünf Gemeinden zu einem Seelsorgebereich zusammenführen. Über die Kommunikation dazu herrscht in der Gemeinde Sankt Johann Baptist Unmut, wie Gemeindemitglied Anna Heyberg berichtet.

Symbolbild Pfarrbüro / © Maria Irl (KNA)
Symbolbild Pfarrbüro / © Maria Irl ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wer war bei der Pfarrversammlung anwesend und wer hat gesprochen?

Weihbischof Ansgar Puff (m.) / © Harald Oppitz (KNA)
Weihbischof Ansgar Puff (m.) / © Harald Oppitz ( KNA )

Anna Heyberg (Gemeindemitglied in St. Johann Baptist in Bergisch Gladbach): Bei der Pfarr-Vollversammlung am Dienstag waren der Kirchenvorstand, Vertreter des Runden Tisches, Pfarrer Kissel und Weihbischof Ansgar Puff anwesend.

Nach meiner Schätzung außerdem an die 150 Gemeindemitglieder. Es war sehr emotional. Wir hatten viele Gelegenheiten, unsere Fragen und unsere Emotionen zu äußern.

DOMRADIO.DE: Sie sind erst im Jahr 2017 in die Kirche eingetreten. Wer hat Ihnen die Kirche näher gebracht?

Heyberg: Damals hat mir meine 8-jährige Tochter die Kirche nähergebracht. Sie war ungetauft auf einer katholischen Schule. Sie hat den Gottesdienst immer als schön empfunden und hatte sich gewünscht, zur Kommunion zu gehen.

Daraufhin habe ich selber an den Gottesdiensten in der Kirche Sankt Johann Baptist teilgenommen. Das hat mich so angesprochen, dass ich im Jahr 2017 in die katholische Kirche eingetreten bin.

DOMRADIO.DE: Sie sind relativ frisch dazugekommen. Wie fühlt sich das an, dass es Ihnen jetzt quasi wieder weggenommen wird?

Heyberg: Im ersten Moment habe ich unter Schock gestanden und es hat mir ein bisschen den Boden unter den Füßen weggezogen.

DOMRADIO.DE: Wenn Pfarrer Kissel zum Beispiel in Rente gehen oder beschließen würde, nach Afrika auszuwandern, dann wäre er auch weg. Was wäre daran anders?

Heyberg: Die Vorgehensweise wäre eine andere. Das wäre in diesen Fällen seine persönliche Entscheidung. 

Natürlich lebt die Gemeinde durch Pfarrer Kissel. Daneben aber auch durch viele andere Menschen.

Es lässt ein Gefühl der Ohnmacht in einem aufkeimen, dass über unsere Köpfe hinweg und entgegen Absprachen Entscheidungen getroffen wurden. Bis zum 1. September sollten keine personellen Veränderungen vorgenommen werden. Da geht es vielen so wie mir.

DOMRADIO.DE: Lässt man der Gemeinde überhaupt genug Zeit, diesen neuen Weg des Zusammenwachsens mitzugehen?

Heyberg: Die Gemeinde wurde im vergangenen Mai darüber informiert, dass ein neuer Weg eingeschlagen werden muss. Die Vereinbarung, dass es bis zum 1. September dieses Jahres keine personellen Veränderungen geben werde, hat uns Halt gegeben.

Das wurde in einem Brief von Monsignore Bosbach vom 28. November genau so kommuniziert. Anderthalb Monate danach haben wir in der Gemeinde im Gottesdienst durch das Proklamandum erfahren, dass Pfarrer Kissel zum 1. März gehen muss.

Anna Heyberg (Gemeindemitglied in St. Johann Baptist in Bergisch Gladbach)

"Wir in Refrath bleiben dran."

DOMRADIO.DE: Haben Sie die Hoffnung, dass die Wogen in der Gemeinde noch geglättet werden können?

Heyberg: Die Hoffnung, dass Dinge vielleicht zurückgefahren und geändert werden können, ist nach wie vor da. Das bei uns in Bergisch Gladbach ist ein Modellprojekt. Und Modellprojekte sind natürlich auch zum Ausprobieren gedacht.

Und sie können uns zeigen, dass Dinge nicht funktionieren. Die Vorgehensweise bei uns in der Gemeinde hat das klar herausgestellt. Wir in Refrath bleiben dran.

Weihbischof Puff hat auch an der Versammlung teilgenommen. Er wird weitere Gespräche führen und anschließend dem Kardinal unsere Fragen und Emotionen vortragen.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Modellprojekt Pastorale Einheit in Bergisch Gladbach

Un­ter dem Titel #Zusammen­Finden ist im Erz­bis­tum Köln bis zum Jahres­ende 2022 der räum­liche Zu­schnitt der zu­künf­tigen Pas­tora­len Ein­hei­ten fest­gelegt wor­den.

Als ein wich­tiger nächs­ter Schritt sollen im Rah­men eines Modell­projektes in Ber­gisch Glad­bach zu­kunfts­wei­sende Er­fah­run­gen ge­sammelt wer­den. Ziel ist es, bei­spiel­haft pas­torale Ini­tia­tiven so­wie ein mo­dernes Ver­waltungs­manage­ment zu er­proben, damit da­von für an­dere pas­torale Ein­heiten ge­lernt wer­den kann.

Kartenausschnitt des Erzbistums Köln (Erzbistum Köln)
Quelle:
DR