Eine theologische Betrachtung zum Fest Darstellung des Herrn

Von düsteren Erwartungen und unverhofften Chancen

Im Alltag sind viele Menschen mit Planungen beschäftigt, wollen sich absichern und abschätzen, welche Ereignisse wahrscheinlich wann eintreffen. Das Fest der Darstellung des Herrn ruft zu einem anderen Verhalten auf.

Autor/in:
Fabian Brand
Mariä Lichtmess / © Harald Oppitz (KNA)
Mariä Lichtmess / © Harald Oppitz ( KNA )

Unverhofft kommt oft: So sagen wir, wenn sich Gelegenheiten und Dinge ergeben, mit denen wir nicht unbedingt gerechnet haben. Chancen, die sich auftun, ohne dass wir sie einkalkuliert hätten. Was gar nicht in unserem Blickfeld stand, ist nun in unsere Lebensplanung eingetreten. Unverhofft geschieht etwas, das das Leben durcheinanderwirbelt und das Neue ermöglicht.

Ein Liebespaar umarmt sich vor einem herzförmigen Rosenstrauch / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Ein Liebespaar umarmt sich vor einem herzförmigen Rosenstrauch / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Solche ungeplanten Gelegenheiten kennen viele Menschen: eine neue Liebe, ein neuer Arbeitsplatz oder einfach der Anruf einer lieben Bekannten. Immer wieder kommt es zu Situationen, die sich in unser Leben hineindrängen - ohne dass wir auf sie gewartet hätten. Unverhoffte Momente des Glücks, die uns tragen und uns helfen, unser Leben zu leben.

Unverhofft kommt oft: Davon kann auch der greise Simeon ein Lied singen, von dem wir im Evangelium hören. Am Fest der Darstellung des Herrn, das früher oft "Mariä Lichtmess" genannt wurde, steht Simeon im Mittelpunkt. Ihm ist verheißen worden, dass er den Christus Gottes schauen werde. Aber Terminangaben hat er keine bekommen. Und er wusste auch nicht, wie das sein wird, wenn der Christus vor ihm steht. Alles, was Simeon besaß, waren die Prophezeiungen der Väter.

Vorhersage vom Kommen des Christus

Eine solche Vorhersage vom Kommen des Christus hören wir in der ersten Lesung: Dort werden wir in das Buch des Propheten Maleachi hineingenommen. Er ist der letzte Prophet des Alten Testaments, der ganz am Übergang zum Neuen Testament steht. Bei Maleachi heißt es über den kommenden Christus: "Er ist wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Walker. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen" (Mal 3,2f).

Eine Hand trägt einen Termin in einen Kalender ein / © Pra Chid (shutterstock)
Eine Hand trägt einen Termin in einen Kalender ein / © Pra Chid ( shutterstock )

Das ist eine Vision, die ganz schön Angst macht. Die zeigt, dass dieser Christus nicht einfach lieb und nett daherkommt. Was uns Maleachi prophezeit, ist nichts, auf das man sich freuen könnte. Es ist vielmehr eine furchteinflößende Vision, die zeigt, dass es um alles geht, wenn der Messias in diese Welt kommt. Dann steht es Spitz auf Knopf, dann gibt es kein Zurück mehr, dann gilt es, Rechenschaft abzulegen über das eigene Leben. Das ist die Vorstellung vom künftigen Christus, die der greisen Simeon beschreibt.

Simeon erkennt Christus

Und dann erzählt uns der Evangelist Lukas eine seltsame Episode: Als Maria und Josef mit dem Kind in den Tempel kommen, um es Gott zu weihen, geschieht mit diesem Simeon etwas Eigenartiges. Er nimmt "das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, dass du vor allen Völkern bereitet hast (...)" (Lk 2,28-31).

Darstellung des Herrn im Tempel auf spätgotischem Flügelaltar in der Minoritenkirche in Köln / © Harald Oppitz (KNA)
Darstellung des Herrn im Tempel auf spätgotischem Flügelaltar in der Minoritenkirche in Köln / © Harald Oppitz ( KNA )

Simeon erkennt in diesem Kind, das gerade sechs Lebenswochen zählt, den Christus! Vergessen sind die Prophezeiungen der Alten, die schrecklichen Visionen. Der Christus ist ein kleines, wehrloses Baby - und Simeon erkennt ihn. Unverhofft kommt oft. So erfahren wir es am Fest der Darstellung des Herrn.

Entscheidende Momente unseres Lebens erkennen

Der greise Simeon lehrt bis heute etwas sehr Wichtiges: nämlich die Aufmerksamkeit für die entscheidenden Momente unseres Lebens. Er sagt: Es kann schon sein, dass du einen Plan für dein Leben hast, dass du alles einkalkuliert und abgesichert hast. Aber es gibt immer noch die Momente, in denen Pläne über den Haufen geworfen werden müssen. Momente, die unser Leben umkrempeln. Momente, in denen wir Gott in unserem Alltag begegnen dürfen.

Es kann schon sein, dass wir im Gottesdienst immer wieder die alten Geschichten hören darüber, wie sich Gott einst offenbart hat. Aber wir sollten uns nicht nur an das Alte klammern, sondern mit wachen und bereiten Augen durch dieses Leben gehen. Damit auch unsere Augen das Heil schauen können, das Gott den Menschen bereitet hat, die ihn lieben.

Die Botschaft des Simeon ist heute noch aktuell; vielleicht ist sie heute aktueller denn je. Weil sie uns wegführt von unserem eigenen Planen und uns mit einem Gott konfrontiert, der sich allen Denkmustern entzieht. Das ist der Gott, der uns begegnen will - heute und an allen Tagen unseres Lebens.

Mariä Lichtmess

Am Dienstag (2. Februar) feiert die katholische Kirche das Fest der "Darstellung des Herrn", im Volksmund auch Mariä Lichtmess genannt. Traditionell damit verbunden sind Kerzenweihen und Lichterprozessionen. 40 Tage nach Weihnachten endete damit bis zur Liturgiereform von 1970 offiziell die Weihnachtszeit. Viele Familien und Gemeinden halten allerdings am alten Brauch fest und bauen zum Beispiel erst dann ihre Krippe ab.

Kerzen an Mariä Lichtmess / © Harald Oppitz (KNA)
Kerzen an Mariä Lichtmess / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA