Kabarettist Polt beklagt Umgang mit dem Ende des Lebens

"Der Tod verschwindet immer mehr"

Gerhard Polt, im Marienwallfahrtsort Altötting aufgewachsener Kabarettist, beobachtet einen veränderten Umgang mit dem Tod. In seinem neuen Theaterstück setzt er sich mit dieser Thematik auseinander.

Wie gehen wir in der Gesellschaft mit dem Tod um?  / © Viktor Gladkov (shutterstock)
Wie gehen wir in der Gesellschaft mit dem Tod um? / © Viktor Gladkov ( shutterstock )

Der Tod verschwinde aus dem bäuerlichen und kleinstädtischen Umfeld immer mehr; "in den Großstädten ist das noch viel schlimmer", sagte er im Interview der "Welt" (Dienstag). Die Großeltern würden nicht mehr beherbergt, sondern kämen ins Heim. "Unsere Single-Gesellschaft kann mit dem Tod nicht umgehen", sagte Polt, dessen neues Theaterstück "A scheene Leich" bis März in den Münchner Kammerspielen zu sehen ist.

Gerhard Polt / © Peter Kneffel (dpa)
Gerhard Polt / © Peter Kneffel ( dpa )

Der Titel bezieht sich nicht aus das Aussehen eines toten Menschen, vielmehr handelt es sich um die Bewertung einer würdigen Trauerfeier. "Alle Leuten kommen zusammen und feiern im Guten wie im Bösen miteinander die Toten. Ein solches Fest hat etwas Schönes, auch wenn es nicht immer schön ist", erklärte der Kabarettist. Es gehöre zu den Höhepunkten einer Gesellschaft, "die noch nicht völlig anonym ist, da hat der Tod noch eine andere Bedeutung".

Kritik am Geschäft mit dem Sterben

Kritik übte Polt am Geschäft mit dem Sterben. Manche Seniorenheime versuchten "mit allerlei Mitteln", mehr Geld herauszuholen, während die Bewohnerinnen und Bewohner vernachlässigt würden. "In einer Gesellschaft wie der heutigen lebt der alte Mensch nicht gut. Man lebt nie gut, wenn man wenig Geld hat, aber im Alter besonders schlecht." Vieles an seinen Recherchen für das Stück sei "so entsetzlich, dass wir das gar nicht auf die Bühne bringen können. Zumindest nicht dokumentarisch, das hält kein Mensch aus."

Auch die Kommunikation in der Gesellschaft habe sich verändert, fügte der Kabarettist hinzu. Während der Corona-Zeit sei ihm aufgefallen, "dass die Gelegenheit, aufeinander aufzupassen und zu schauen, was der andere so macht und ob er die Regeln befolgt, viele Denunzianten hervorgebracht hat". Zudem mache sich das Sterben von Wirtshäusern und kleinen Handwerksbetrieben bemerkbar: So erlebe er München heute als "steril". Den häufig kritisch bewerteten Stammtisch gebe es weiterhin: "Die Leute sitzen daheim und lassen ihre Luft im Internet ab, manchmal gute Luft, manchmal schlechte."

Quelle:
KNA