Vor dem Hintergrund jahrzehntelanger blutiger Konflikte in dem autoritär regierten Land sei es Aufgabe der Kirchenführer, "das Gewissen wachzurütteln, das Böse anzuprangern und den Bedrängten und Hoffnungslosen Mut zu machen", sagte Franziskus am Freitag vor den Bischöfen der 48 katholischen Diözesen des Landes.
Mit dem Treffen endete der am Dienstag begonnene Besuch des Papstes in der Hauptstadt Kinshasa. Bis Sonntag setzt er seine Pastoralreise im Südsudan fort.
"Stimme erheben"
Wie schon zuvor während seines Aufenthalts im Kongo klagte der Papst Korruption, Ausbeutung, Parteidenken und Armut in dem rohstoffreichen Land an. Wörtlich sprach er von einem "gekreuzigten" Volk. "Angesichts der leidenden Menschen und der Ungerechtigkeit fordert das Evangelium, dass wir unsere Stimme erheben", sagte er. Das "Feuer der Prophetie" dürfe nicht durch ein zweideutiges Verhältnis zur Macht ausgelöscht werden.
Nachdrücklich trug Franziskus den Bischöfen Nähe zu Gott im Gebet und Nähe zu den Menschen auf. Ihre Rolle sei die von "Werkzeugen des Trostes und der Versöhnung für andere, um die Wunden der Leidenden zu heilen, den Schmerz der Trauernden zu lindern, die Armen aufzurichten und die Menschen aus so vielen Formen der Sklaverei und Unterdrückung zu befreien".
Dabei gehe es "nicht um eine politische Aktion", unterstrich der Papst. Zwar nehme die christliche Prophetie in vielen politischen und sozialen Aktionen Gestalt an; dies sei aber "im Allgemeinen nicht die Aufgabe der Bischöfe".
Ermutigung zum "zum synodalen Geist"
Mit Blick auf Priester und andere pastorale Mitarbeiter rief Franziskus die Bischöfe zu einer "Ermutigung zum synodalen Geist" auf. Die Vorbereitungen auf eine im Herbst in Rom beginnende Bischofssynode zum Thema Synodalität erwähnte er in seiner Rede ebensowenig wie Kirchenreformen allgemein.
Franziskus nannte die wachsende Katholikengemeinden des afrikanischen Kontinents eine Lunge der Weltkirche. Er habe im Kongo "eine junge, dynamische, freudige Kirche" erlebt. Etwa die Hälfte aller Kongolesen gehört nach Vatikanangaben der katholischen Kirche an. Zwei Drittel der Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre.
Weiterreise in den Südsudan
Papst Franziskus reist an diesem Freitag vom Kongo aus in den Südsudan weiter. Gemeinsam mit den Oberhäuptern der anglikanischen und der schottischen Kirche, Justin Welby und Iain Greenshields, will er in dem bis 1955 zum Britischen Weltreich gehörenden Land den Frieden predigen und für die Überwindung von Hass und Gewalt beten.
In der Hauptstadt Juba soll es Treffen mit Vertretern der Regierung, der Kirche und der Zivilgesellschaft geben. Im jüngsten Land Afrikas ist die Lage noch instabiler als im Kongo.
Nachdem das Land sich 2011 nach einem langen Bürgerkrieg vom islamisch dominierten Sudan abgespalten hatte, wird es nun immer wieder von Bürgerkriegen im Inneren durchzogen. Die Mehrheit der rund elf Millionen Einwohner wird dem Christentum zugerechnet. Schätzungen gehen von etwa 60 Prozent aus.