Kirchenrechtler erwartet nach Studie Rücktritt von Overbeck

"Verantwortlicher ist immer der Diözesanbischof"

Persönliche Konsequenzen aus der Essener Missbrauchsstudie fordert Kirchenrechtler Norbert Lüdecke vom Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Für Lüdecke ist es an der Zeit, dass ein deutscher Bischof tatsächlich zurücktritt.

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Andre Zelck (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Andre Zelck ( KNA )

"Einer muss doch mal sagen, dass er einer der Köpfe in diesem System ist - und selbigen dann hinhalten", sagte der Bonner Theologe der "Neuen Osnabrücker Zeitung" nach Vorstellung der Untersuchung am Dienstag, 14. Februar. 

Norbert Lüdecke / © Harald Oppitz (KNA)
Norbert Lüdecke / © Harald Oppitz ( KNA )

Anlässlich der Studie legte das Ruhrbistum neue Zahlen vor: Demnach gingen in den vergangenen 65 Jahren rund 420 Meldungen zu Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs ein. Die Zahl der Beschuldigten beläuft sich auf 201 Personen.

Keine Lernkurve erkennbar

Lüdecke kritisierte, dass vordergründig über "Systemfehler" gesprochen werde: Ein Bistum als solches könne aber keine Fehler machen. "Verantwortlicher ist immer der Diözesanbischof."

Auch fragte der Kirchenrechtler an, ob Overbeck im Umgang mit Missbrauchsfällen immer richtig gehandelt habe: "Eine Lernkurve kann ich hier jedenfalls nicht erkennen."

Essener Missbrauchsstudie greift zwei bekannte Fälle heraus

Sozialforschende haben Missbrauchsfälle im Bistum Essen aufgearbeitet. Ihnen geht es um die Strukturen, die Taten begünstigten. Zwei Bischöfe haben bereits Fehler eingeräumt.

Wieder wird es um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche gehen. Wieder werden Betroffene Schmerz und Wut zum Ausdruck bringen, Kirchenvertreter ihre Betroffenheit ausdrücken und Bischöfe ihren eigenen Umgang mit beschuldigten Priestern erklären müssen. Am 14. Februar stellt ein sozialwissenschaftliches Team aus München seine Missbrauchsstudie für das Bistum Essen vor.

Ein Plakat, brennende Opferlichter und ein symbolischer Sarg bei einer Kundgebung von Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche am 21. Januar 2022 vor dem Essener Dom. / © Andre Zelck (KNA)
Ein Plakat, brennende Opferlichter und ein symbolischer Sarg bei einer Kundgebung von Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche am 21. Januar 2022 vor dem Essener Dom. / © Andre Zelck ( KNA )
Quelle:
KNA