Gutsbesitzer sucht Pfarrer für Dorfkirche

"Man sollte Naturfreund sein"

Für Gottesdienste in der Dorfkirche sucht ein Gutsbesitzer aus Brandenburg einen Pfarrer oder eine Pfarrerin. Was es damit auf sich hat und warum gerade Großstädter davon profitieren würden, erklärt Burkhard Theiselmann im Interview.

Gut Tornow / © Theiselmann (privat)
Gut Tornow / © Theiselmann ( privat )

DOMRADIO.DE: Ihre Frau und Sie wohnen in Tornow, das ist ein kleines Dorf in Brandenburg mit stolzen 30 Einwohnern. Sie sprechen von einer Traumidylle dort. Wie muss man sich das vorstellen?

Burkhard Theiselmann (Besitzer von Gut Tornow in Brandenburg): Die Traumidylle besteht darin, dass es hier wenige Menschen gibt, sehr viel Natur, sehr viele Sehenswürdigkeiten, auch Natursehenswürdigkeiten drumherum. Der Fluss, die Dosse, fließt hier direkt am Hof vorbei. Wir haben ein wunderbares Gelände zum Ausreiten, zum Wandern und Joggen, also alles, was man braucht, um mal die Seele baumeln zu lassen.

Auch der Hof selbst ist eine Idylle. Wir haben sehr viele Tiere, die auf dem Hof sind, wenn man sich dafür interessiert, wir haben sehr viele nette Gäste, die immer und immer wieder hierher kommen, in den Ferien und an den langen Wochenenden. Das sind überwiegend Berliner, aber auch Menschen aus Hamburg.

DOMRADIO.DE: Zum Seele baumeln lassen kann ja auch der sonntägliche Gottesdienst gehören. Dazu gibt es in Tornow eine kleine Kirche, aber die wird quasi nicht mehr bespielt. Was ist da los?

Die Kapelle, für die ein Pfarrer - katholisch oder evangelisch - oder eine Pfarrerin gesucht wird / © Theiselmann (privat)
Die Kapelle, für die ein Pfarrer - katholisch oder evangelisch - oder eine Pfarrerin gesucht wird / © Theiselmann ( privat )

Theiselmann: Einmal im Monat ist noch Gottesdienst. Es hat aber hier eine Gemeinde-Strukturreform gegeben, sodass diese ganz kleinen Gemeinden, das waren 40 Kirchenmitglieder – überwiegend Karteileichen – zu einer größeren Einheit zusammengefasst wurden. Und zu allem Überfluss ist noch dazugekommen, dass zwei Pfarrstellen unbesetzt sind und dass sich bis jetzt noch keine Interessenten beworben haben. Unsere private Sorge von meiner Frau und mir ist, dass es immer schwieriger wird, die Kirchen – es sind insgesamt 14 Dorfkirchen, die betreut werden müssen hier im Sprengel – dass die auf Dauer nicht mehr oder zumindest nicht mehr pastoral betreut werden können.

Daher ist unsere Idee gekommen, weil wir hier auf dem Hof eine Hofgemeinschaft gründen, im Sinne einer Selbstversorgergemeinschaft, dass es dann natürlich auch schön wäre, wenn man neben all den anderen netten Menschen hier vielleicht noch eine Pfarrerin oder einen Pfarrer – pensioniert, im Ruhestand oder Vorruhestand, wie auch immer – gewinnen könnte, die dann nebenbei die Kirche mit einem Gottesdienst im Monat oder zwei mitversorgen könnte. Oder überhaupt, dass man dann die Kirche damit betreut und sicherstellt, dass hier doch regelmäßig Gottesdienste sind.

DOMRADIO.DE: Wie müsste denn dann Ihr Traumkandidat oder die Traumkandidatin aussehen? Was müsste er oder sie mitbringen?

Theiselmann: Sie müssten Landleben können und wollen. Das ist hier tatsächlich echte Provinz. Sehr übersichtlich, sehr menschenleer. Berlin ist eine Stunde entfernt, ist also nicht so ungünstig, auch mit dem Zug gut zu erreichen. Man muss Spaß am Landleben haben, auch wenn man zum Beispiel gewisse Tätigkeiten verrichten möchte, im Garten mit den Tieren.

Man sollte überhaupt Naturfreund sein. Das ist erst einmal die Grundvoraussetzung. Hier ist abends nichts los. Also man kann hier nicht so viel unternehmen. In den kleineren Städten drumherum, da ist es genauso still und ruhig wie hier. Und es ist dunkel. Das muss man alles erst einmal gesehen haben, bevor man sich dann entscheidet.

DOMRADIO.DE: Sollte der Pfarrer also evangelisch sein? Oder kommt auch ein katholischer Pfarrer oder vielleicht auch ein Diakon in Frage?

Theiselmann: Ich bin selber Katholik, meine Frau ist Protestantin. Wir fühlen uns aber dieser Kirche, das ist eine evangelische Kirche, zugewandt. Ich hätte nichts dagegen, wenn es auch ein Katholik wäre. Wichtig ist, dass man irgendwo doch einen gewissen pastoralen Zuspruch findet. Wir haben an "Hilfspersonal" gar nicht so wenig. Gemeindepädagogen oder Lektoren, der Kantor im Hintergrund, die organisieren vieles.

Burkhard Theiselmann (Besitzer von Gut Tornow in Brandenburg)

"Ich hätte nichts dagegen, wenn es auch ein Katholik wäre."

Aber es ist doch ein Unterschied, ob da jetzt ein "ausgewachsener Pfarrer" oder Pfarrerin am Altar steht oder ein Lektor. Es wäre natürlich schön, wenn das ein Katholik ist. Die Kirche hier ist sehr liberal, das würde sicherlich auch möglich sein.

Burkard und Birgit Theiselmann von Dallwitz / © Theiselmann (privat)
Burkard und Birgit Theiselmann von Dallwitz / © Theiselmann ( privat )

DOMRADIO.DE: Und Sie haben es schon gesagt, die Tornower und auch die Orte in der Umgebung haben keine richtige spirituelle Begleitung mehr. Wie sieht es denn aus mit den Leuten, die aus Berlin bei Ihnen Urlaub machen? Gehen die auch schon mal in die Kapelle? Wäre das vielleicht auch noch eine Möglichkeit, Leute mal anzusprechen?

Theiselmann: Genau das ist unser Ansatzpunkt. Wir haben festgestellt, dass viele Berliner, die übers Wochenende kommen und dann hören, dass die Glocken läuten, gerne mit uns kommen, selbst wenn sie keiner Kirche zugehörig sind. Sie finden das eben schön, dass diese Kapelle direkt am Hof ist. Das ist eine sehr individuelle Gestaltung im Gottesdienst. Viele Gäste bringen Instrumente mit, Geige, Querflöte, Cello, alles Mögliche. Eine kleine Orgel haben wir organisiert, und das ist so persönlich, dass sie dann sagen: Ja, das gefällt mir sehr gut. Die gehen hier in die Kirche und in Berlin wiederum nicht.

Daraus haben wir abgeleitet, dass es da wirklich eine große Chance gibt, dass man die Berliner Urlauber, selbst wenn es nur Urlauber sind, dass man die auf dieser Ebene gut ansprechen kann, um sie für die Kirche zu interessieren. Das ist eine große, große Hoffnung und eine Chance – meine ich – auch für die Kirche. Die darf man sich eigentlich nicht entgehen lassen.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Quelle:
DR