Die israelische Armee hat nach einer Eskalation der Gewalt im Westjordanland ihre Präsenz dort weiter verstärkt. Das Militär habe ein Bataillon der Infanteriebrigade Givati dorthin verlegt, sagte ein Militärvertreter am Montag. Am 26. Februar waren bereits zwei Bataillone einer anderen Einheit entsandt worden, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Zu einem Bataillon gehören jeweils mehrere Hundert Soldaten.
Nach einem palästinensischen Anschlag im Westjordanland, bei dem zwei Israelis getötet worden waren, kam es dort am 26. Februar zu schweren Ausschreitungen israelischer Siedler. Dabei wurden ein Palästinenser getötet und Hunderte verletzt. Dutzende Häuser, Läden und Autos wurden in Brand gesetzt. Man stufe die Taten der Siedler als "Terrorakte" ein, sagte der israelische Militärvertreter am Montag. Es seien bereits zehn Tatverdächtige festgenommen worden.
Die Ausschreitungen der Siedler habe die Soldaten beschäftigt und damit nach dem Anschlag die Suche nach dem palästinensischen Tatverdächtigen behindert, sagte der Militärvertreter. Dieser sei offenbar zu Fuß entkommen. Die Armee prüfe auch Berichte, denen zufolge während der Ausschreitungen ein israelischer Bewaffneter das Feuer auf zwei israelische Journalisten eröffnet habe. Diese blieben allerdings unverletzt.
Seit Beginn des Jahres wurden zwölf Israelis und eine Ukrainerin bei palästinensischen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 63 Palästinenser ums Leben - sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder bei eigenen Anschlägen getötet.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
(Quelle: dpa, 27.02.2023)