Bischof Oster sieht beim Zölibat weiter Gesprächsbedarf

"Wir müssen offen reden"

Der Passauer Bischof Stefan Oster sieht weiteren Gesprächsbedarf bei der Verpflichtung katholischer Priester auf ein eheloses Leben. Der Zölibat sei nicht grundlegend für die Priesterweihe in der katholischen Kirche, sagte Oster.

Bischof Stefan Oster / © Maria Irl (KNA)
Bischof Stefan Oster / © Maria Irl ( KNA )

Der Passauer Bischof äußerte sich in einem Interview der Mediengruppe Bayern an diesem Samstag. Er selbst halte den Zölibat hoch, weil es die Lebensform Jesus sei. "Aber wenn es in unserer Gesellschaft zu viele gibt, die daran scheitern und die Beispiele derer, die es gelingend und erfüllt leben können, weniger werden, dann müssen wir nachdenken."

Synodalversammlung bittet Papst um Überprüfung

Die Vollversammlung des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg hatte sich vergangene Woche mehrheitlich dafür ausgesprochen, Papst Franziskus um eine Überprüfung dieser Vorschrift zu bitten. Oster sagte, er habe sich enthalten. Es gebe schon verheiratete Priester in der katholischen Kirche, etwa in den mit Rom verbundenen Ostkirchen oder konvertierte evangelische Pfarrer.

Stefan Oster, Bischof von Passau, zum Zölibat

"Aber wenn es in unserer Gesellschaft zu viele gibt, die daran scheitern und die Beispiele derer, die es gelingend und erfüllt leben können, weniger werden, dann müssen wir nachdenken."

Noch sei Rom überzeugt, dass das zölibatäre Leben ein fruchtbarer Schatz für die Kirche sei. "Aber wir müssen offen reden. Das ist auf der Synodalversammlung passiert." Bei der mehrheitlich angenommenen Beschlussvorlage "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" stimmte der Passauer Bischof mit Nein.

Oster gegen Segensfeiern für Homosexuelle

Oster sagte, der Text sei ihm zu undifferenziert. "Darunter fallen Geschieden-Wiederverheiratete und Paare jeder Art, die sich lieben." Gegen Segensfeiern für Gleichgeschlechtliche stehe "eine klare Weisung aus Rom". Völlig offensichtlich sei für ihn, "dass wir als Kirche aber sehr grundsätzlich Lernbedarf haben in der Begleitung, im Mitgehen und im Feiern von Gottesdiensten mit Menschen, die sich ausgegrenzt fühlen, weil sie anders denken und leben, als es der klassischen Norm entspricht".

Papst Franziskus und Stefan Oster am 4. Juni 2021 im Vatikan / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Stefan Oster am 4. Juni 2021 im Vatikan / © Romano Siciliani ( KNA )

Stelle für Queer-Seelsorge in Passau

Im Bistum Passau sei daher eine Stelle für Queer-Seelsorge eingerichtet worden. Die Synodalversammlung beschloss außerdem die Einrichtung eines synodalen Ausschusses, in den alle 27 deutschen Ortsbischöfe einziehen sollen. Das Gremium soll einen Synodalen Rat als dauerhaftes Organ gemeinsamer Beratung und Entscheidung von Bischöfen und Laien in Deutschland vorbereiten.

Gegen einen solchen Rat hatte der Vatikan zu Jahresbeginn ein Stopp-Signal gesetzt, nachdem er von fünf deutschen Bischöfen angeschrieben worden war, darunter von Oster. Auf die Frage, ob er sich am Synodalen Ausschuss beteiligen werde, sagte der Passauer Bischof in dem Interview: "Das habe ich noch nicht entschieden."

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
KNA