UN begrüßen Vatikan-Distanzierung von "Entdeckungs-Doktrin"

"Eine offene Wunde"

Die Vereinten Nationen haben das Abrücken des Vatikans von der historischen Idee einer "Entdeckung Amerikas" durch die Europäer begrüßt. Das sei ein wichtiger Schritt im Versöhnungsprozess zwischen Indigenen und den Imperialmächten.

Amerikanischer Kontinent auf einem Globus / © Triff (shutterstock)
Amerikanischer Kontinent auf einem Globus / © Triff ( shutterstock )

"Die Entdeckungs-Doktrin ist immer noch eine offene Wunde für viele indigene Völker auf der ganzen Welt", sagte Jose Francisco Cali Tzay, UN-Sonderberichterstatter für die Rechte indigener Völker, am Donnerstag. Für Heilung könne nur ein Versöhnungsprozess mit den Kolonialstaaten sorgen. Dass der Vatikan nun die schädlichen Auswirkungen der Kolonisierung anerkannt habe, sei ein wichtiger Schritt, so der UN-Experte.

Vor einigen Tagen hatte der Vatikan eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt: "Die 'Entdeckungs-Doktrin' ist nicht Teil der Lehre der katholischen Kirche." Die entsprechenden Papstschreiben aus dem 15. und 16. Jahrhundert seien "nie als Ausdruck des katholischen Glaubens" angesehen worden.

Die katholische Kirche erkenne an, dass diese sogenannten Bullen von damals nicht angemessen die Rechte und die Würde der indigenen Völker wiedergegeben hätten. Zudem betont die Erklärung, dass mehrere Päpste, Bischöfe und Ordensleute schon damals für die Rechte der indigenen Bevölkerung eingetreten seien. Dies sei auch heute die Position der Kirche.

Indigene hatten Abkehr von Doktrin gefordert

Beim Besuch von Papst Franziskus in Kanada im Juli 2022 hatten Indigene von ihm eine Abkehr von der "Entdeckungs-Doktrin" gefordert. Diese habe zur Enteignung und Unterdrückung der amerikanischen Ureinwohner durch die Kolonialmächte beigetragen.

Die sogenannte Doktrin, die nie ausdrücklich als kirchliche Lehre formuliert, aber weithin als gültig angenommen wurde, ging von der Idee aus, dass Amerika im 15. Jahrhundert von den Europäern entdeckt worden sei. Daher wurde auch die Aufteilung der "Neuen Welt" unter den Kolonialmächten Spanien, Portugal, England und Frankreich als rechtmäßig angesehen und mit päpstlichen Schreiben beglaubigt. Eine Folge war eine kulturelle Unterdrückung der indigenen Völker, die bis weit ins 20. Jahrhundert andauerte.

Quelle:
KNA