Beim Lübecker Kreuzweg haben katholische und evangelische Christen am Karfreitag für Frieden in der Ukraine und auf der ganzen Welt gebetet. Unter dem Motto "Bedrohung. Mut. Frieden" zogen am Vormittag rund 600 Menschen mit einem Holzkreuz durch das Zentrum der Hansestadt, wie ein Sprecher des Erzbistums Hamburg der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.
An fünf Stationen erinnerten sie an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz, das am christlichen Karfreitag im Mittelpunkt steht.
Ansprachen hielten unter anderen der katholische Erzbischof Stefan Heße, die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs, der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) und die Hamburger Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Tybinka.
Fehrs sagte: "Seit Jesus litt auf Golgatha, können wir uns nicht mehr raushalten, wenn Menschen einander Gewalt antun." Die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck erinnerte an Menschen, die Panzern und Bomben ausgeliefert seien, die von Diktatoren gefoltert würden und die in Flüchtlingslagern verelendeten. "Schauen wir auf die Kreuze unserer Tage und lassen nicht unwidersprochen, wo Unrecht geschieht, wo Macht missbraucht und unschuldiges Blut vergossen wird", sagte sie.
Weltweiter "Durst nach Frieden"
Heße nahm in seiner Ansprache Bezug auf den Ausruf "Mich dürstet", der vom sterbenden Jesus überliefert ist. Dieser Schrei sei in diesen Tagen oft in der Ukraine zu hören. "Aber mich besorgen auch die Nachrichten aus Israel, wo in diesen Stunden gekämpft wird." Auch in Nordirland herrsche 25 Jahre nach dem Abschluss eines Friedensabkommens immer noch kein ganzer und voller Friede. "Auf der ganzen Erde gibt es diese Schreie nach dem Durst, nach Frieden, nach Gerechtigkeit. Gott gebe, dass wir sie hören", so der Hamburger Erzbischof.
Der Lübecker Kreuzweg war Ende des 15. Jahrhunderts angelegt worden. Deutschlands wohl ältester Kreuzweg geriet nach der Reformation in Vergessenheit. Seit 1994 wird er wieder jährlich gegangen, seit 2002 in ökumenischer Gemeinsamkeit. Der Kreuzweg ist wie die "Via dolorosa" in Jerusalem 1.650 Meter lang und führt von der Jakobi-Kirche in der Altstadt zum sogenannten Jerusalemsberg außerhalb der Innenstadt.