Heute denken wir mit der Kirche weltweit an den Evangelisten Markus. Die biblische Forschung weiß, dass er und seine Mitschreibenden das erste Evangelium verfasst haben. Er konnte sich wohl nicht auf Vorbilder stützen, sondern musste selbst schauen, wie er den Wust an Zeugnissen, an Erinnerungen, an Erlebtem sortiert bekommt. Und er tut das in sehr einzigartiger Weise. Er verweist in seinen 16 Kapiteln auf den Kreuzestod Jesu und sein Erlösungswerk. Es ist also ein langer Prolog, der immer näher an das Unglaubliche heranführt.
Unsere heutige Lesung aus dem 1. Korintherbrief sagt es aus Sicht des Paulus sehr deutlich. Da steht: "Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet." Ohne den Glauben an das Evangelium vom Auferstandenen gäbe es keine christliche Zukunftsbotschaft und kein Wachstum der Kirche weltweit über die zwei Jahrtausende. Ein bisschen zeigt sich dieses Verständnis vom Wachsen und Werden auch noch in alten Bräuchen, die am Markustag gehalten werden. Die Prozessionen am Markustag lösten ursprünglich heidnisch-römische Stadtprozessionen ab. Der heilige Markus gilt als "Wetterherr" und Schutzheiliger gegen Hagel, Blitz und Unwetter.
Ich kenne noch die Markusprozession um gutes Wetter und gute Ernte, obwohl es ja noch so früh im Jahr ist und oftmals die Saat erst ausgebracht worden ist. Aber die Saat muss ausgebracht und gehütet werden, damit sie wachsen kann, um eine gute Ernte zu bringen – an Brot und an Leben.
Mit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanum wurden die Markusprozessionen offiziell für die Weltkirche abgeschafft. In vielen Orten weltweit gibt es sie jedoch bis heute. Sie bilden den Auftakt zu den Bittprozessionen vor Christi Himmelfahrt die quasi dem Sohn, der in den Himmel auffahren wird, alle unsere Bitten mitgeben will.