DOMRADIO.DE: Sie sind am Samstag in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem investiert worden. Wie kann man sich eine Investitur vorstellen?
Ines Gräfin von Kerssenbrock (kürzlich investierte Dame des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem): Für mich persönlich war das ein ganz großer Augenblick. Man bekommt die Ordenskleidung und dann zieht man mit einer Prozession zum Dom hin. Und es ist schon ein erhabener Anblick, wenn man auf den Dom zuzieht, die große Kathedrale, und dann in den Dom hineinzieht. Also da ist man schon sehr demütig, es ist ein unglaubliches Gefühl und man ist auch sehr konzentriert auf diese ganze Situation.
DOMRADIO.DE: Wie muss ich mir das mit der Kleidung, von der Sie eben gesprochen haben, vorstellen? Was haben Sie getragen?
Gräfin von Kerßenbrock: Einen knapp bodenlangen Ordensmantel. Die Herren tragen den in weiß mit einem roten Jerusalemkreuz, und die Damen tragen einen schwarzen Mantel, auch mit einem roten Jerusalemkreuz.
DOMRADIO.DE: Damen in einem Ritterorden, in einer Zeit, wo wir ja immer noch über Frauen in der Kirche stark diskutieren. Bei Ihnen im Orden ist das eine Selbstverständlichkeit seit 150 Jahren schon.
Gräfin von Kerssenbrock: Ja genau. Und es werden auch immer mehr Damen und auch Damen in leitenden Funktionen. Der Orden ist in Komtureien aufgegliedert, dort gibt es auch leitende Komturdamen, das ist schon selbstverständlich.
DOMRADIO.DE: Die Gleichberechtigung ist also deutlich fortgeschrittener als in der katholischen Kirche insgesamt. Man kann sich ja nicht bewerben, wie ich gehört habe. Man wird gefragt, ob man, wie in Ihrem Fall, eine Dame werden möchte. Wie war das bei Ihnen?
Gräfin von Kerssenbrock: Bei mir war es so, dass der Orden für mich eigentlich schon seit Kindheitstagen präsent ist, weil mein Vater schon Grabesritter war und mein Mann ist Ritter vom Heiligen Grab seit 2008, und von daher war ich immer schon in dieser Gemeinschaft drin und habe mich da aufgenommen gefühlt. Man spricht auch von der Ordensfamilie. Man wird aufgefangen, man ist dort mittendrin. Und deshalb war das für mich nie eine Frage, dass ich da investiert werde.
Es war dann ganz überraschend für mich, dass ich dann eines Tages einen Anruf vom leitenden Komtur bekommen habe und der mich gefragt hat, ob ich Dame des Heiligen Grabes werden möchte. Und er hat scheinbar gehofft, dass ich sofort "Hurra" schreie und auf jeden Fall zusage. Aber ich habe trotzdem um Bedenkzeit gebeten, weil das schon ein wichtiger Schritt ist. Man muss noch mal mehr Verpflichtungen eingehen. Obwohl ich auch so in der Kirche engagiert bin, ist es jetzt noch mal ein Versprechen, das man jetzt auch durch die Investitur gegeben hat.
DOMRADIO.DE: Aber was für Verpflichtungen sind Sie jetzt neu eingegangen? Was sind Ihre Aufgaben?
Gräfin von Kerssenbrock: Es ist eine Aufgabe, die Menschen im Heiligen Land zu unterstützen, also auch nicht nur finanziell, sondern auch im Gebet oder einfach, wenn man hinfährt und sich darum kümmert. Ich war jetzt schon ein paar Mal dort, das ist ganz wichtig. Aber es ist auch wichtig, das mit in den Alltag rüber zu nehmen und sich daran immer wieder zu erinnern. Und ich glaube, durch dieses Versprechen ist das jetzt noch mal verstärkt worden. Es ist tatsächlich wie ein Eheversprechen, das man eingeht.
Das Interview führte Bernd Hamer.