Codex Sassoon

Codex Sassoon / © Vered Barequet (shutterstock)

Der sogenannte Codex Sassoon, benannt nach seinem prominentesten Besitzer David Salomon Sassoon (1880-1942), ist eine mittelalterliche Bibelhandschrift. Sie enthält alle 24 Bücher der hebräischen Bibel und ist bis auf zwölf Blätter vollständig erhalten.

Untersuchungen des Pergaments mittels C14-Methode sowie Untersuchungen der Schrift datieren die Handschrift ins späte 9. Oder frühe 10. Jahrhundert. Damit ist der Codex die älteste bekannte vollständig erhaltende Bibelhandschrift. Nach Angaben des britischen Auktionshauses Sotheby's ist der 792 Seiten starke Codex zwölf Kilogramm schwer.

Entstanden ist das Buch nach Angaben der Sotheby's-Judaica-Kuratorin Scharon Liberman Mintz im Heiligen Land oder in Syrien. Es enthält neben dem biblischen Text sogenannte masoretische Notizen, also Anmerkungen, wie der Text zu lese und zu betonen sei, mit dem Ziel, "die Tradition zu bewahren und den Text vor Kopierfehlern zu schützen". Urheber der Notizen sind demnach zwei verschiedene Autoren aus unterschiedlichen Zeiten.

Zu den Besonderheiten der Anmerkungen gehört die erste bekannte Nennung des Aleppo-Codex sowie an zwei Stellen Hinweise auf frühere Besitzer, verbunden mit einem Fluch gegen Verkäufer oder Räuber des Codex. Eine Widmung für die Synagoge in Makisin, dem heutigen Markada in Nordwestsyrien, sei der einzige Hinweis auf das Schicksal der dortigen jüdischen Gemeinde und der Zerstörung der Synagoge.

Der Codex Sassoon galt rund 600 Jahre als verschollen, bevor er 1929 wieder auftauchte. Er wurde am Mittwoch (Ortszeit) für 33,5 Millonen US-Dollar (etwa 30,9 Millionen Euro) in New York versteigert. Den Schätzwert hatte das Auktionshaus vorher auf umgerechnet 28 bis 47 Millionen Euro beziffert.

Die Bedeutung des "Codex Sassoon" könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, da sich in ihm "ein monumentaler Wandel in der Geschichte der hebräischen Bibel" offenbare, so Liberman Mintz. Der biblische Text im Buchformat markiere einen entscheidenden Wendepunkt in der Wahrnehmung der Geschichte des göttlichen Wortes. Gleichzeitig sei die Handschrift eine wichtige Brücke zwischen den Schriftrollen von Qumran und der heutigen Bibel. (KNA, 17.05.2023)