DOMRADIO.DE: Wie sind Sie denn auf das Radpilgern und diese schöne Idee gekommen?
Hermann-Josef Brandt (Pastor aus der Duisburger Pfarrei St. Judas Thaddäus und begeisterter E-Biker): Gut, die Idee des Radpilgerns gibt es nun ja schon etwas länger.
Schon an meiner ersten Kaplansstelle haben wir vor mehr als 30 Jahren bereits so eine Art Wallfahrt veranstaltet.
Das Radfahren liegt ja immer mehr im Trend. Auch die Corona-Pandemie hat zu einem Fahrradfahr-Boom geführt. Von daher lag es nahe, den alten Pilgergedanken auch auf das Fahrradfahren zu übertragen.
DOMRADIO.DE: Was ist denn beim Radpilgern anders als beim Pilgern zu Fuß, außer dass man schneller unterwegs ist?
Brandt: Man ist nicht nur schneller unterwegs, sondern legt an einem Tag einer solchen Wallfahrt ja auch eine größere Strecke zurück. Und man macht andere, ganz eigene Körpererfahrungen.
Eine dieser grundlegenden Erfahrungen ist, dass ich dann meinen Atem ganz besonders spüre. Eine weitere ist, dass ich auch in eine Regelmäßigkeit des Rhythmus hineinkomme.
Ich nehme meine Umgebung dann in ganz anderer Weise wahr.
DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie drei unterschiedliche Touren ausgearbeitet. Wie kann man die charakterisieren?
Brandt: Einerseits haben sich die Routen an den Pilgerwegen im Bistum Essen orientiert, die ja schon vor ein paar Jahren vom Sauerländischen Gebirgsverein ausgeschildert wurden und zu denen es auch entsprechende Broschüren gibt.
Die Routen für die Fahrradpilger orientieren sich parallel an den Pilgerwegen. Die Duisburger Route ist, bis auf ein, zwei kleine Anstiege, ziemlich flach und auch für nicht so geübte Radfahrerinnen und Radfahrer gut machbar.
Die Route vom Bochumer Hauptbahnhof zur Essener Domkirche geht runter zur Ruhr und wieder hoch und ist dann doch etwas anstrengender.
DOMRADIO.DE: Zu allen Streckenpunkten haben Sie auch Impulse formuliert. Die kann man sich im Internet angucken oder auch downloaden. Was war Ihnen bei diesen Impulsen wichtig?
Brandt: Es gibt ja immer besondere Landmarken hier in Duisburg, beispielsweise die Landmarke Rheinorange oder auch das Schloss Borbeck in Essen-Borbeck. Wichtig war bei der Konzeption, dass man solche Orte anfahren und sich von ihnen inspirieren lassen kann.
Bei der Landmarke Rheinorange könnte man sich beispielsweise einmal über Farben und besonders über die Farbe Orange Gedanken machen.
Das Schluss-Borbeck als Sommerresidenz der Fürstäbtissinnen von Essen wiederum zeigt, dass es wie heute auch damals in früheren Jahrhunderten Powerfrauen gab. Von da aus kann man über die Rolle der Frau heute in Gesellschaft und Kirche nachdenken.
DOMRADIO.DE: Die Pilgertouren findet man im Internet und das Wochenende wäre ideal, um los zu radeln. Habe ich da noch eine Möglichkeit, Schatten und Getränke und etwas zu essen zu finden auf Ihren Routen?
Brandt: Ja, da kommen Sie auf jeden Fall an ganz vielen Biergärten oder Ausflugslokal vorbei. Das ist hier im Ruhrgebiet alles relativ dicht. Von daher ist man nicht fernab jeglicher Gastronomie und Erfrischung.
Da findet man genügend Orte unterwegs und sei es, dass man links oder rechts dann einfach zwei Straßen weiter fährt.
Das Interview führte Heike Sicconi.