Adveniat kritisiert Wahlen in Guatemala als unfrei

"Pakt der Korruption"

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat sieht die anstehenden Wahlen in Guatemala nicht als frei an. Von demokratischen Wahlen könne keine Rede sein, erklärte die Mittelamerika-Referentin Ines Klissenbauer in Essen.

Santa Maria de Jesus in Guatemala / © Lucy.Brown (shutterstock)
Santa Maria de Jesus in Guatemala / © Lucy.Brown ( shutterstock )

Fast alle aussichtsreichen Oppositionskandidaten seien mit Hilfe des Verfassungsgerichts in abgekarteten, von oben gelenkten Verfahren ausgeschlossen worden, so Klissenbauer weiter.

Systematische Kriminalisierung kritisiert

Adveniat nennt zum Beispiel Thelma Cabrera vom indigenen "Movimiento para la liberacion de los pueblos" (Bewegung für die Befreiung der Völker), den früheren Ombudsmann für Menschenrechte Jordan Rodas oder den Unternehmer und Überraschungskandidaten Carlos Pineda.

Inés Klissenbauer, Mittelamerika-Referentin bei Adveniat (Adveniat)
Inés Klissenbauer, Mittelamerika-Referentin bei Adveniat / ( Adveniat )

"Unabhängige Richter, Journalisten und Vertreter von Indigenenverbänden werden systematisch kriminalisiert. Viele haben das Land verlassen, um unfairen Prozessen zu entgehen", so Klissenbauer.

Parlament und Präsident werden gewählt

Zu den aussichtsreichsten Bewerbern um das Präsidentenamt gehört Zury Rios, Tochter des einstigen Diktators Rios Montt. Dieser war Anfang der 80er Jahre verantwortlich für zahlreiche Massaker an den Maya.

2019 war Zury Rios noch von den Wahlen ausgeschlossen worden, weil die Verfassung eine Kandidatur von Verwandten von Diktatoren ausschließt. Für Klissenbauer ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass Rechtsstaatlichkeit und eine Unabhängigkeit der Justiz in Guatemala nicht mehr existierten.

Chancen auf die Teilnahme an einem zweiten Wahlgang werden auch Sandra Torres zugeschrieben. Die ehemalige Frau des Ex-Präsidenten Colom trat bereits mehrfach an, landete stets auf Platz zwei.

Der Dritte ist der Journalist, Anwalt und Diplomat Edmundo Mulet. Alle drei wurden bereits wegen Verbindungen zum organisierten Verbrechen beschuldigt, wie das Magazin "Lateinamerika-Nachrichten" schreibt.

Korruption und Gewalt wachsen weiter

Adveniat-Referentin Klissenbauer berichtet, in Guatemala werde längst davon gesprochen, dass das Land von "einem Pakt der Korrupten" regiert werde. Reiche, einflussreiche Gruppen kontrollierten mit ihren Netzwerken Parlament und staatlichen Institutionen.

Folgen seien ein weiteres Anwachsen von Korruption, Gewalt, Straflosigkeit und eine Kriminalisierung der indigenen Bevölkerungsmehrheit, um sie von ihren Territorien zu vertreiben und sich mit der Ausbeutung der Bodenschätze dort zu bereichern.

Adveniat

Adveniat ist das Hilfswerk der deutschen Katholiken für die Kirche Lateinamerikas. Der Name leitet sich ab von der lateinischen Vaterunser-Bitte "Adveniat regnum tuum" ("Dein Reich komme"). 

Bischöfliche Aktion Adveniat e. V. (Adveniat)
Bischöfliche Aktion Adveniat e. V. / ( Adveniat )
Quelle:
KNA