"Für Regionen, die besonders drastisch vom Priestermangel betroffen sind, könnte die Öffnung für verheiratete Männer, die sich in Ehe, Familie und Beruf bereits bewährt haben, pastoral sensibel und theologisch gebildet sind, ein Segen sein", schreibt der Dogmatiker der Uni Wien in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de am Samstag.
Die Ehelosigkeit sei kein Dogma, sondern eine rechtliche Vorschrift der Kirche, die der Papst als "Oberster Gesetzgeber" leicht ändern könnte, so Tück weiter.
Aufhebung des Zölibats hätte argumentative Folgen
Papst Franziskus habe zuletzt selbst auf die Möglichkeit einer Aufhebung des Pflichtzölibats hingewiesen.
Dass er diese jedoch bislang nicht umsetzen wolle, führt der Dogmatiker auch auf ein psychologisches Motiv zurück: "Für einen optionalen Zölibat einzutreten hieße, nachträglich einzuräumen, dass die Zölibatsfrage doch nicht so entscheidend für die Berufung zum Priestertum sein kann."
Priesterweihe von viri probati historisch nachweisbar
Die Priesterweihe von verheirateten Männern, sogenannten viri probati ("bewährte Männer") habe in den christlichen Tradition, und durch Konversion aus den reformierten Kirchen gebe es verheiratete Geistliche auch in der katholischen Kirche, erklärte Tück.
"Verheiratete Kleriker als 'Priester zweiter Klasse' abzutun oder vor einer 'bürgerlichen Verweltlichung' der katholischen Kirche zu warnen, ist daher deplatziert."
Tück warnt gleichsam vor Überforderung schon Geweihter
Gleichzeitig warnte Tück davor, dass durch den zunehmenden Priestermangel die bereits Geweihten immer größere Gemeinden versorgen und mehr Pflichten ausführen müssten.
"Das führt zu Überforderung, Frustration und Vereinsamung, mitunter auch zu Alkoholismus und Pornographie-Konsum."
Zudem ziehe die zölibatäre Lebensform eher Priesteramtskandidaten an, "die eigenwillig und unreif wirken, auch wenn kausale Zusammenhänge zwischen Zölibat und sexuellem Missbrauch wissenschaftlich nicht erwiesen sind".