Dogmatiker Tück plädiert für eine Öffnung der Priesterweihe

"Könnte ein Segen sein"

Der Theologe Jan-Heiner Tück wirbt für die Priesterweihe für verheiratete Männer. Die begründet er auch mit der Geschichte. Im Zölibat sieht er "kein Dogma, sondern eine rechtliche Vorschrift der Kirche, die der Papst ändern könnte".

Ein graues und ein weißes Collarhemd im Geschäft für Kirchenbedarf und Kirchenkleidung des Ordens Fromme Jüngerinnen des göttlichen Meisters am Largo Brancaccio in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Ein graues und ein weißes Collarhemd im Geschäft für Kirchenbedarf und Kirchenkleidung des Ordens Fromme Jüngerinnen des göttlichen Meisters am Largo Brancaccio in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Für Regionen, die besonders drastisch vom Priestermangel betroffen sind, könnte die Öffnung für verheiratete Männer, die sich in Ehe, Familie und Beruf bereits bewährt haben, pastoral sensibel und theologisch gebildet sind, ein Segen sein", schreibt der Dogmatiker der Uni Wien in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de am Samstag.

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )

Die Ehelosigkeit sei kein Dogma, sondern eine rechtliche Vorschrift der Kirche, die der Papst als "Oberster Gesetzgeber" leicht ändern könnte, so Tück weiter.

Aufhebung des Zölibats hätte argumentative Folgen

Papst Franziskus habe zuletzt selbst auf die Möglichkeit einer Aufhebung des Pflichtzölibats hingewiesen.

Dass er diese jedoch bislang nicht umsetzen wolle, führt der Dogmatiker auch auf ein psychologisches Motiv zurück: "Für einen optionalen Zölibat einzutreten hieße, nachträglich einzuräumen, dass die Zölibatsfrage doch nicht so entscheidend für die Berufung zum Priestertum sein kann."

Priesterweihe von viri probati historisch nachweisbar

Die Priesterweihe von verheirateten Männern, sogenannten viri probati ("bewährte Männer") habe in den christlichen Tradition, und durch Konversion aus den reformierten Kirchen gebe es verheiratete Geistliche auch in der katholischen Kirche, erklärte Tück.

"Verheiratete Kleriker als 'Priester zweiter Klasse' abzutun oder vor einer 'bürgerlichen Verweltlichung' der katholischen Kirche zu warnen, ist daher deplatziert."

Tück warnt gleichsam vor Überforderung schon Geweihter

Gleichzeitig warnte Tück davor, dass durch den zunehmenden Priestermangel die bereits Geweihten immer größere Gemeinden versorgen und mehr Pflichten ausführen müssten.

"Das führt zu Überforderung, Frustration und Vereinsamung, mitunter auch zu Alkoholismus und Pornographie-Konsum."

Zudem ziehe die zölibatäre Lebensform eher Priesteramtskandidaten an, "die eigenwillig und unreif wirken, auch wenn kausale Zusammenhänge zwischen Zölibat und sexuellem Missbrauch wissenschaftlich nicht erwiesen sind".

Umfrage: Mehrheit der Katholiken für Ende des Pflichtzölibats

Einer Umfrage zufolge sprechen sich 74 Prozent der Katholiken in Deutschland für eine Abschaffung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester und Ordensleute aus. Gegen ein Ende des Pflichtzölibats waren 13 Prozent, weitere 13 Prozent machten keine Angaben, wie aus den Ergebnissen einer Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut INSA im Auftrag der "Bild am Sonntag" hervorgeht.

Priesterhemd mit eingestecktem Collar / © Harald Oppitz (KNA)
Priesterhemd mit eingestecktem Collar / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA