"Es ist ein Hohn für Moskaus Opfer in der Ukraine und Russland, wie überaus freundlich Zuppi mit Kyrill gesprochen hat", sagte die Ostkirchen-Expertin der Universität Münster am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Das Moskauer Patriarchat hatte am Donnerstagabend ein fast achtminütiges Video vom Beginn der Unterredung veröffentlicht.
"Vatikan lächelt noch dabei"
Moskau habe Zuppis Besuch genutzt, "um seine Verbrechen weißzuwaschen; und der Vatikan macht mit und lächelt noch dabei", so Elsner.
Der Heilige Stuhl lasse sich von der "verbrecherischen Leitung der russisch-orthodoxen Kirche sehr vereinnahmen". Das stärke Moskau und schade Kiew und auch dem humanitären Engagement des Vatikans in der Ukraine selbst. Der Kreml und das Moskauer Patriarchat bekämen Legitimität und nutzten das schamlos aus, sagte die Expertin.
Papst Franziskus hatte Zuppi, der Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz sowie Erzbischof von Bologna ist, Ende Mai zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission für die Ukraine ernannt.
Vor drei Wochen war der Kardinal bereits in die Ukraine gereist und hatte dort unter anderen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj gesprochen. In Moskau sprach er neben Kyrill auch den außenpolitischem Berater von Kreml-Chef Wladimir Putin, Juri Uschakow. Dabei ging es unter anderem um den Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine.
Kritik an Treffen mit Russlands Kinderrechtsbeauftragter
Elsner kritisierte ebenfalls Zuppis Treffen mit Russlands Kinderrechtsbeauftragter Maria Lwowa-Belowa in Moskau. Sie sei verantwortlich für die Deportation von Tausenden ukrainischen Kindern und Jugendlichen durch die russischen Besatzungsbehörden. "Das ist eine international anerkannte Kriegsverbrecherin", so die Theologin.
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte im März Haftbefehle gegen Lwowa-Belowa und Putin wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder ausgestellt. Moskau gibt an, die Kinder vor den Kämpfen in Sicherheit gebracht zu haben.
Der Vatikan brauche eine Strategie, um dem Missbrauch dieser Treffen durch Moskau zuvorzukommen. "Es kann nicht sein, dass die Medien mit freundlichen Bildern und Lwowa-Belowas Verweis aufs Christentum berichten, während der Vatikan nicht deutlich macht, worüber man gesprochen hat", so Elsner. Wenn klar sei, dass man eine Instrumentalisierung nicht vermeiden könne, solle man sich nicht mit solchen Leuten wie Lwowa-Belowa treffen. "Solche Treffen schaden dann den Opfern, und es scheint mehr um eine Profilierung der Kirchen als um Hilfe für die Unterdrückten zu gehen."