DOMRADIO.DE: Wie engagieren Sie sich für den Frieden?
Pfarrer Matthias Keilholz (Evangelischer Pfarrer der Stadtkirche Wittenberg): Hier in Wittenberg nehme ich an den Friedensgebeten teil, die in der Stadtkirche stattfinden. Ich bin als Teilnehmer dabei oder leite auch mal den Abend. In der Stadtkirche haben wir jeden Montag bis Freitag ein Mittagsgebet. Da ist der Frieden nicht immer das bestimmende Thema, das ist ganz klar, aber er spielt auch da eine große Rolle.
DOMRADIO.DE: In Ihrer früheren Wirkungsstätte in Tröglitz in Sachsen-Anhalt gab es 2015 Proteste gegen die Aufnahme von geflüchteten Menschen, sodass sich der Ortsbürgermeister Markus Nierth gezwungen sah, zurückzutreten. Es gab auch einen Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft. Sie haben daraufhin als Christen versucht, mit der Gesellschaft wieder für Zusammenhalt und ein friedliches Miteinander zu sorgen. Was haben Sie genau gemacht?
Keilholz: Es war uns wichtig, dass wir als Christen in Tröglitz miteinander arbeiten. Der zurückgetretene Ortsbürgermeister war dabei und hat das mit organisiert. Wir als Kirchengemeinde haben nicht nur den Raum zur Verfügung gestellt, sondern haben das auch sehr nach vorne getragen. Uns war wichtig, dass wir in den Abenden zusammenkommen, für ein friedliches Miteinander beten, aber dass wir auch den Raum schaffen, miteinander zu reden.
Wir wollten einen geschützten Raum, der eben nicht in der Öffentlichkeit ist, wo oft Parolen laut gebrüllt werden, aber keiner dem anderen zuhört.
DOMRADIO.DE: Wir erleben eine Gesellschaft, die sich immer mehr verhärtet und den Sachen oft sehr unversöhnlich gegenübersteht. Was denken Sie, wie kommt man da raus?
Keilholz: Man muss immer wieder versuchen miteinander zu reden und lernen zuzuhören. Ich glaube, das ist für beide Seiten wichtig. Eine Seite muss damit anfangen zuzuhören und sich nicht gegenseitig immer wieder Sachen an den Kopf werfen. Sprache ist sehr wichtig, deswegen muss man auch die Sprache entschärfen.
Das hab ich damals in der Geschichte in Tröglitz gemerkt, aber ich merke es auch hier. Wenn wir als Christen, als diejenigen, die für den Frieden einstehen und ihn nach vorne tragen, in unserer Sprache nicht aufpassen, dann schrecken wir andere ab.
Es kommt also darauf an, Worte zu finden, die trotz aller Streitigkeiten ausdrücken, dass ich den Menschen zuhöre und dass ich mit ihm ins Gespräch kommen will. Die Sprache selbst ist ein ganz großes, wichtiges Instrument.
DOMRADIO.DE: Sie sind auch leidenschaftlicher Musiker. Hat Musik andere Möglichkeiten als die Sprache, Menschen miteinander zu verbinden?
Keilholz: Ich würde sagen, die Musik hat nicht unbedingt mehr Möglichkeiten, aber auf alle Fälle andere, weil sie andere Schichten in den Menschen anspricht. Musik hat den Vorteil, dass wir miteinander reden können, das Gleiche reden können, viel leichter als beim gesprochenen Wort.
DOMRADIO.DE: Wie sieht Ihr Engagement ganz persönlich im Alltag für den Frieden aus? Wo bemühen Sie sich speziell um Frieden neben den Sachen, die im dienstlichen Bereich genannt haben?
Keilholz: Ich versuche auf meine Sprache zu achten, wenn ich nicht im dienstlichen Gespräch bin, sondern einfach so mit Menschen zusammen bin. Ich achte darauf, wie ich mit anderen und auch vor allem wie ich über andere rede. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt für mich.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.
Information der Redaktion: Alle Informationen zur Rad-Pilger-Tour für den Frieden finden Sie hier.