Häufig belässt der Papst die Leiter wichtiger Diözesen noch einige Zeit darüber hinaus im Amt.
Äthiopien zählt zu den ärmsten Staaten der Welt. 2005 gehörte der Erzbischof der Hauptstadt Addis Abeba einer Kirchendelegation an, die sich bei den Regierungsspitzen der EU und Deutschlands für einen vollständigen Schuldenerlass der Entwicklungsländer einsetzte.
Klage über Naturkatastrophen und vermeidbare Krankheiten
Der 1948 geborene Souraphiel gehört dem Lazaristen-Orden an. Seit 1999 leitet er die Hauptstadtdiözese Addis Abeba; zudem ist er Mitglied der vatikanischen Ostkirchen-Kongregation. Souraphiel beklagt gegenüber dem Westen "stille Tsunamis" in seiner Region.
In Äthiopien stürben alle sechs Monate mehr Kinder an Malaria, als der Tsunami in Südostasien an Todesopfern gefordert hat. Täglich fielen dort seit Jahrzehnten "sechs Flugzeugladungen Kinder" vermeidbaren Krankheiten zum Opfer.
Im sogenannten Staudamm-Konflikt mit Ägypten zählt der Kardinal zu den Befürworten der umstrittenen Talsperre Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD). Der Mega-Staudamm bringe die Entwicklung des ostafrikanischen Landes voran und stehe für Nationalstolz.
Staudamm ist ein Streitfall, aber könnte helfen
Seit Jahren sorgt der Staudamm für Streit zwischen den Nachbarstaaten Äthiopien, Sudan und Ägypten. Die Nil-Anrainerstaaten sind in Sorge, dass Äthiopiens Behörden dem Fluss zu viel Wasser entnimmt und infolgedessen Landwirtschaft und Menschen ihrer Länder darunter leiden. Politologen warnten bereits vor einem bewaffneten Konflikt.
Nach Ansicht von Kardinal Souraphiel überwiegen jedoch die Vorteile der seit 2011 im Bau befindlichen größten Talsperre Afrikas. Es gehe vor allem um eine Erleichterung für die Armen, die ein volles Recht hätten, von ihrem Fluss zu profitieren. 60 Prozent der Einwohner Äthiopiens haben keinen Zugang zu Strom. Souraphiel plädiert dafür, die von Gott gegebenen Naturressourcen zu teilen.