Bierkultur Belgiens

Ein Glas belgisches Bier in einer Kneipe in Antwerpen / © Alexander Brüggemann (KNA)
Ein Glas belgisches Bier in einer Kneipe in Antwerpen / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Belgiens Bierkultur wird im gesamten sonst so zerstrittenen Land gelebt. Überall gibt es Brauereien, Klöster, Museen, Kurse und Seminare, Feste und Veranstaltungen, Restaurants und Kneipen, die zur Kreativität und Vielfalt der Bierlandschaft beitragen. Die Frucht- und Karamel-Aromen der belgische Starkbiere werden von Liebhabern gerühmt.

Viele verschiedene Brauarten

Die Kreativität und Vielfalt der Bierlandschaft Belgiens ist schier unendlich. Rund 1.000 Varietäten sind verzeichnet; viele Brauarten haben einen sehr regionalen Ursprung. Aroma, Konsistenz und Abgang unterscheiden sich deutlich voneinander. Ende 2016 wurde die nationale Bierkultur ins immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen.

In Belgien ist das Brauereiwesen weit weniger Beschränkungen unterworfen als etwa in Deutschland. Ein Reinheitsgebot gibt es dort nicht; hierzulande sind dagegen seit 1516 als Zutaten nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser zugelassen. Zudem ist in Belgien der Alkoholgehalt zumeist höher als bei Durchschnittsbieren; dank dem sogenannten Vandervelde-Gesetz, das zwischen 1919 und 1983 Spirituosen in belgischen Lokalen verbot.

Belgisches Bier hat einen hohen Alkoholgehalt 

In England wurde 1880 die Malzsteuer durch die Besteuerung von Höherprozentigem ersetzt; die Dominanz von Leichtbieren war die Folge. In Belgien dagegen verlief der Weg andersherum: Nach dem Ersten Weltkrieg wollte die sozialistische Regierung in Brüssel gegen verbreiteten Alkoholismus in der Arbeiterschaft vorgehen. Belgiens Brauer, auch die Klöster, erhöhten angesichts des Spirituosenverbots den Alkoholgehalt ihrer Produkte nach und nach von 5 auf bis zu 13 Volumenprozent. Viele Klassiker der belgischen Bierkunst wurden damals entwickelt.

Belgische Biere bieten eine Vielfalt von Aromen und Nuancen. So sind etwa säuerliche Lambic-Biere wie die "Gueuze", die sich durch Spontangärung in offener Lagerung auszeichnen, eine Spezialität Brüssels und des flämischen Pajottenlandes. Saisonbiere findet manvor allem in der Wallonie, dunkle "Oud Bruin"-Biere hauptsächlich in Westflandern. Seinen vollen Geschmack entfalten sie, so will es das ausgefeilte Marketing, nur im Originalglas und bei einer Trinktemperatur zwischen 12 und 14 Grad. (KNA/25.07.2023)