Eine theologische Betrachtung zum Fest Joachim und Anna

Jesus hat den Glauben auch seinen Großeltern zu verdanken

Kinder, Eltern, Großeltern - in Familien teilen Menschen ihr Leben miteinander. Die jungen Menschen lernen von den alten und werden von ihnen geprägt, auch in ihrem Glaubensleben. So war es auch bei Jesus.

Autor/in:
Fabian Brand
Heilige Anna und Joachim in der Kirche des Heiligen Erretters von Chora, Griechenland.  / © godongphoto (shutterstock)
Heilige Anna und Joachim in der Kirche des Heiligen Erretters von Chora, Griechenland. / © godongphoto ( shutterstock )

Jesus hatte Großeltern: Das ist etwas, das wir ziemlich sicher annehmen dürfen. Denn selbst wenn wir in den Schriften des Neuen Testaments nichts darüber erfahren, hatten sowohl Maria als auch Josef Eltern.

Über diese Großeltern Jesu berichtet die Bibel nichts. Dennoch ist bekannt, dass es sie gegeben haben muss. Jesus ist nicht alleine, sondern in einer Familie aufgewachsen; man darf sicher sein, dass es Familienbande gegeben hat.

Brauchtum und Feste

Schon sehr früh kennt die Tradition auch Namen für diese Großeltern Jesu: Joachim und Anna sollen die Eltern der Gottesmutter Maria geheißen haben. Über die Eltern des heiligen Josef erfahren wir hingegen gar nichts.

Das hat wohl damit zu tun, dass in der Tradition Josef selbst häufig als ein älterer Mann dargestellt wird; seine Eltern waren daher wohl bereits verstorben. Aber mit Joachim und Anna wird zumindest ein Großelternpaar Jesu reich verehrt. Ihr Festtag am 26. Juli ist vielerorts mit Brauchtum und Festen verbunden.

Jesus lädt alle ein

Die Verehrung der beiden Heiligen macht uns deutlich, dass es Menschen aller Generationen sind, die mit Christus in Berührung kommen. Nicht nur jüngere Menschen haben etwas mit Jesus zu tun.

Der Jesusdarsteller Frederik Mayet reitet auf einem Esel bei der Fotoprobe zu den 42. Oberammergauer Passionsspielen. / © Angelika Warmuth (dpa)
Der Jesusdarsteller Frederik Mayet reitet auf einem Esel bei der Fotoprobe zu den 42. Oberammergauer Passionsspielen. / © Angelika Warmuth ( dpa )

Vielmehr sind es Alte und Junge gemeinsam, die Jesus miteinander auf seinem Lebensweg begleiten. Alle dürfen mitgehen, alle sind eingeladen, ihm nachzufolgen. Und alle dürfen seine Nähe erfahren, denn sie ist nichts Exklusives, nicht einigen Wenigen vorbehalten. Jesus lädt alle ein, ihm ganz nahe zu kommen und mit ihm zu sein.

Christen haben eine Herkunft und eine Zukunft

Die Eltern Mariens machen aber noch etwas deutlich: Sie sind eigentlich Menschen, die ganz zum Alten Bund gehören. Erst sehr spät in ihrem Leben begegnen sie Jesus, ihrem Enkelkind.

Joachim und Anna orientieren sich ganz und gar am Alten Testament und seinen Geboten. Dennoch stehen sie an der Schwelle zum Neuen Bund und lernen Jesus kennen.

Und so zeigen Joachim und Anna: Der christliche Glaube hat eine Geschichte, Christinnen und Christen haben eine Herkunft und eine Zukunft. Die Herkunft ist sehr eng verbunden mit dem Alten Bund.

Durch Christus sind wir Teil des einen Gottesvolkes geworden. Und deswegen sind wir als Christinnen und Christen bis heute besonders mit dem Judentum verbunden. Nicht nur Joachim und Anna, sondern auch Jesus selbst war zeitlebens jüdischen Glaubens.

Eigene Glaubensbiografie

Das verbindet in besonderer Weise; Jüdinnen und Juden sind unsere älteren Geschwister im Glauben. Das ist etwas sehr Wichtiges, das die Eltern Mariens lehren: Wir dürfen unsere Herkunft nicht vergessen, sondern wir müssen sie ehrend bewahren und uns ihrer immer wieder bewusst werden.

Heilige Anna, Maria und das Christuskind im Nevigeser Wallfahrtsdom  (KNA)
Heilige Anna, Maria und das Christuskind im Nevigeser Wallfahrtsdom / ( KNA )

Aber nicht nur der christliche Glaube als Ganzes hat eine Herkunft; auch jede und jeder Einzelne hat eine ganz eigene Glaubensbiografie. Auch der eigene, persönliche Glaube hat eine Herkunft. Und nicht selten liegen die Ursprünge des eigenen Glaubens in der Familie begründet, in der Weitergabe des Glaubens von Generation zu Generation.

Erbe weitergeben

"Seid ihr bereit, eure Kinder im Glauben zu erziehen?", werden Eltern und Paten bei der Taufe gefragt. Den Glauben kann man nicht selbst machen, er ist immer etwas, in das man eingeführt werden, in das man hineinwachsen muss.

So, wie Joachim und Anna ihre Tochter Maria in den Glauben einführen, so haben auch viele Menschen heute es noch selbst erlebt: Sie wurden von ihren Großeltern oder Eltern in den Glauben mit hineingenommen, haben ihn vorgelebt bekommen.

Damit können wir von den heiligen Joachim und Anna einige Aspekte lernen, die wichtig sind für unser Glaubensleben. Denn niemand ist allein in diesem Glauben. Wir alle sind Teil einer sehr langen Geschichte - und immer wieder gerufen, dieses Erbe nicht nur zu bewahren, sondern es weiterzugeben.

Papstbotschaft zum 3. Welttag der Großeltern

Liebe Brüder und Schwestern! Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht (Lk 1,50). Dies ist das Thema des 3. Welttags der Großeltern und älteren Menschen. Dieses Thema führt uns zurück zu einer segensreichen Begegnung: der zwischen der jungen Maria und ihrer älteren Verwandten Elisabet (vgl. Lk 1,39–56). Letztere richtet, erfüllt vom Heiligen Geist, Worte an die Mutter Gottes, die auch zweitausend Jahre später unser tägliches Gebet prägen: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“ (V. 42).

Papst Franziskus schreibt mit einem Kugelschreiber in ein Heft mit weißen Seiten  / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus schreibt mit einem Kugelschreiber in ein Heft mit weißen Seiten / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA