Wann dieser den Verzicht annimmt, ist jedoch allein seine Entscheidung.
Haas ist der letzte Amtsträger aus einer Riege kontroverser und entschieden konservativer Bischofsernennungen der späten 80er Jahre unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) im deutschen Sprachraum. Dazu gehörten etwa die Kardinäle Hans Hermann Groer (Wien) und Joachim Meisner (Köln) oder Bischof Kurt Krenn in Sankt Pölten.
In Chur war der Kirchenrechtler Haas vom Vatikan direkt ernannt worden. Auf Bitten des damaligen Churer Bischofs Johannes Vonderach wurde Haas 1988 vom Papst zum Koadjutor (Helfer des Bischofs) mit
Nachfolgerecht ernannt. Damit wurde das Recht des Domkapitels auf freie Bischofswahl umgangen; eine Möglichkeit, die das Kirchenrecht freilich vorsieht.
Erbitterter Widerspruch
Im Bistum stieß Haas durch seine äußerst konservative Amtsführung, seinen Kommunikationsstil und seine Personalentscheidungen auf erbitterten Widerspruch der an Mitbestimmung gewöhnten Katholiken. Im
Dezember 1997 beendete der Papst die konfliktreiche Amtszeit, indem er das kleine Alpen-Fürstentum Liechtenstein kirchenrechtlich vom Schweizer Bistum Chur abtrennte und den gebürtigen Liechtensteiner
Haas zum Erzbischof von Vaduz beförderte.
Das rund 160 Quadratkilometer kleine Liechtenstein, mit weniger als 40.000 Einwohnern zwischen Österreich und der Schweiz gelegen, ist seit 1806 staatlich souverän, gehörte aber kirchenrechtlich von alters her zu Chur. Haas' Versetzung sorgte damals bei vielen Liechtensteinern für Empörung. Sie drohten mit einer Kirchenbesetzung und einer Störung der Amtseinführung. Die Regierung und fast der gesamte Landtag boykottierten die Zeremonie. Dagegen stellte sich Fürst Hans Adam II. hinter Haas.
Eine Beteiligung am von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten synodalen Prozess lehnte der Erzbischof zuletzt als unnötig ab. Im kleinen Liechtenstein könne man jederzeit miteinander sprechen, argumentiert er. Kritiker beklagen dagegen, Haas zeige keinerlei Interesse an der Meinung der Gläubigen. Ein "Verein für eine offene Kirche" brachte daher einen eigenen Synodalen Weg für Liechtenstein an den Start; ein Reformprozess vorbei am Erzbischof.