Gerade in Krisenzeiten der Kirche sendet der Weltjugendtag nach Worten von Jugendbischof Johannes Wübbe ein wichtiges Signal. "Er kann allein die Kirche in Deutschland nicht grundlegend erneuern, aber es sind die vielen jungen Menschen, die hier nach Lissabon gekommen sind und mir persönlich Mut machen", sagte der Osnabrücker Weihbischof bei der Auftaktpressekonferenz zum Start des 37. Weltjugendtages am Dienstag. Wübbe führt die deutsche Delegation von 17 Bischöfen an.
Was muss die Kirche tun?
"Trotz Krise sind sie hier. Trotz Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche haben sie sich auf den Weg gemacht. Trotz so vieler Skandale sagen sie, wir machen mit", so Wübbe weiter. Auch daran werde deutlich, dass Weltjugendtage nicht ausgedient hätten. Sie seien ein wichtiger Ort für Jugendliche, um sich zu fragen: "Wo stehe ich eigentlich? Was erwarte ich von dieser Kirche? Und was muss diese Kirche tun, damit ich dabei bleibe?"
Glaube lebendig erleben
Für junge Menschen sei nicht selbstverständlich, ihren Glauben so lebendig zu erleben wie beim Weltjugendtag, sagte der geistliche Leiter des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Stefan Ottersbach. "Wir erleben eine Kirche, die oft erstarrt ist in Strukturen und Hierarchien." Im Austausch mit anderen erlebten hier viele Jugendliche, dass sie mit ihrem Glauben nicht allein seien."Das scheint mir eine großartige Chance."
Zwei junge Pilgerinnen äußerten sich begeistert über ihre ersten Erfahrungen in Portugal im Laufe der letzten Woche bei den sogenannten Tagen der Begegnung. Von Menschen aus portugiesischen Partnergemeinden seien sie aufgenommen worden "wie in einer großen Familie". Diese "automatische Gemeinschaft" habe sie sehr fasziniert, so eine 16-jährige Pilgerin aus dem Bistum Dresden-Meißen. "Egal ob man sich kennt oder nicht, man gehörte zusammen."
Über 8.000 Menschen aus Deutschland
Den Angaben zufolge sind rund 8.300 Jugendliche und junge Erwachsene nach Lissabon angereist. Bei früheren Weltjugendtagen auf europäischem Boden, etwa 2016 in Krakau oder 2011 in Madrid, waren es noch doppelt so viele.
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) werde auf dem Weltjugendtag neben geistlichen Angeboten auch wieder ein International Youth Hearing anbieten, hieß es. Das Podium zum Thema Klimagerechtigkeit und Kolonialismus finde am Mittwoch um 17 Uhr Ortszeit statt. (KNA/1.8.2023)