Papst Franziskus besucht Marienheiligtum Fatima

"Fatima ist immer auch Portugal"

An diesem Samstag besucht Papst Franziskus in Portugal das weltberühmte Marienheiligtum Fatima. Der deutsche Pilgerseelsorger in Fatima spricht über die drei Geheimnisse des Ortes und die Bedeutung des Besuchs für die Portugiesen.

Eine Figur der Fatima-Madonna bei einem Gottesdienst beim Weltjugendtag / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Figur der Fatima-Madonna bei einem Gottesdienst beim Weltjugendtag / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Warum ist das Marienheiligtum Fatima so wichtig für die Portugiesen?

Clemens Maria Henkel / © Ina Rottscheidt (DR)
Clemens Maria Henkel / © Ina Rottscheidt ( DR )

Pfarrer Clemens Maria Henkel (Verantwortlicher Pilgerseelsorger in Fatima): Das Ereignis von Fatima hat sich 1917 ereignet, neun Jahre nach dem Sturz der Monarchie und sieben Jahre nach der Regierungsbildung der Republik.

Die Republik war erklärt atheistisch. Man hatte auch die Überlegung, den christlichen Glauben, den katholischen Glauben nicht nur zurückzudrängen, sondern auszulöschen. Deswegen sahen sie in dem Ereignis von Fatima einen groß angelegten Betrug oder eine fromme Täuschung durch den Jesuitenorden, deren Universität sie relativ schnell geschlossen haben und die auch ihr erklärter ideologischer Gegner waren.

Unsere liebe Frau ist in dieser schwierigen Situation der Kirche damals in Form von Hirtenkindern zu Hilfe gekommen. Dass der Himmel sich an Kinder wendet, ist völlig außerhalb der Vorstellung der Verantwortlichen – vor allem aus der Politik – gewesen. Die konnten sich nicht vorstellen, dass die Mutter Gottes erscheint und Kindern eine Botschaft hinterlässt.

Damit man eine Vorstellung hat, wie der ideologische Hintergrund aussah: Die Regierung hat Lissabon zur ersten atheistischen Kapitale der Welt deklariert.

Pfarrer Clemens Maria Henkel

"Wenn ich mich für Gott und den Himmel entscheide, dann gehe ich meinen Weg auch in diese ewige Seligkeit mit Gott."

DOMRADIO.DE: Was waren die drei Geheimnisse von Fatima? Was ist damals 1917 passiert?

Henkel: Die Kinder haben diese Visionen von der Hölle gehabt. Dahinter verbirgt sich, dass es diese traurige Möglichkeit gibt, dass man das Ziel des ewigen Lebens verpassen und in der Hölle landen kann.

Ich sage immer zu den Pilgern: 'Wer nicht in die Hölle kommen will, der kommt auch dort nicht hin. Ganz einfach. Der braucht keine Angst vor der Hölle zu haben.' Wenn ich mich für Gott und den Himmel entscheide, dann gehe ich meinen Weg auch in diese ewige Seligkeit mit Gott. Das ist das Entscheidende.

Dann geht es um die Verehrung ihres unbefleckten Herzens. Das ist ein bisschen schwierig, das jetzt in einigen Sätzen zusammenzufassen. Aber das Entscheidende für mich ist, von dieser Herzenshaltung der Mutter Gottes zu lernen und Gott in das eigene Leben aufzunehmen, ein Christ zu sein, der mit dem Herzen liebt, mit dem Herzen glaubt und mit dem Herzen betet.

Es geht auch darum, dass diese Bedeutung der Gottesmutter im Laufe der Heilsgeschichte von der Kirche immer tiefer erkannt wird. Papst Franziskus hat ja selbst eine Kommission aufgebaut, die sich mit diesem Phänomen der Marienerscheinungen weltweit befasst. Das zeigt auch, dass für den Vatikan und für den Heiligen Vater hier eine Notwendigkeit besteht, sich dieser Thematik zu stellen.

Um das dritte Geheimnis ranken sich natürlich viele Geschichten ...

DOMRADIO.DE: Es geht um das Papstattentat ...

Henkel: Das Papstattentat, oder man muss eher sagen, dass es um die Verfolgung der Kirche insgesamt geht, besonders in Gestalt des Heiligen Vaters, aber auch der Geistlichkeit, der Ordensleute, aber auch der gläubigen Laien. Das ist ein großer Kampf, der der Kirche bevorsteht.

Wir wissen heute: Die Christen sind die am meisten verfolgte religiöse Gruppe weltweit. Da sieht man auch, dass sich hier in dieser Botschaft von Fatima bereits eine Realität abbildet, die wir heute sehen.

Papst Franziskus betet vor der Madonna von Fatima / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus betet vor der Madonna von Fatima / © Romano Siciliani ( KNA )

Pfarrer Clemens Maria Henkel

"Fatima ist immer auch Portugal, und dessen sind sich die Portugiesen bewusst."

DOMRADIO.DE: Sie haben gerade gesagt, dass Papst Franziskus auch Maria in den Mittelpunkt rückt und ihre Bedeutung vorantreibt. Was bedeutet es für die Portugiesen, dass der Papst nach Portugal kommt und nach Fatima reist?

Henkel: Für die Portugiesen ist das schon etwas Besonderes. Das lässt keinen Portugiesen kalt. Fatima ist immer auch Portugal, und dessen sind sich die Portugiesen bewusst. Sie sind natürlich voller Freude und Dankbarkeit, dass der Papst kommt. Sie sind stolz darauf, dass der Heilige Vater hierher kommt.

Denken Sie nur daran, dass Portugal vier Papstwähler hat. Das hat es in der Geschichte dieses Landes noch nie gegeben. Deutschland hat zwei. Da sieht man schon die Wertschätzung für Portugal und für die Kirche in Portugal. Das muss man nicht weiter kommentieren.

Das Interview führte Ina Rottscheidt.

Die zentralen Ereignisse um Fatima im Überblick

Seit dem 13. Mai 1917 erlebten drei Hirtenkinder nahe dem portugiesischen Dorf Fatima mehrfach Marienerscheinungen. Das Phänomen zog schon bald Zehntausende Pilger an und machte Fatima seitdem zu einem der meistbesuchten Wallfahrtsorte der Welt. Zum Papstbesuch an diesem Samstag dokumentiert die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) die wichtigsten Ereignisse im Überblick:

Die Originalstatue der Madonna von Fatima während eines Rosenkranzgebets mit Papst Franziskus am 12. Oktober 2013 auf dem Petersplatz. / © Cristian Gennari (KNA)
Die Originalstatue der Madonna von Fatima während eines Rosenkranzgebets mit Papst Franziskus am 12. Oktober 2013 auf dem Petersplatz. / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
DR