Guatemalas Kardinal bittet Staatenbund OAS vor Wahl um Hilfe

"Die Demokratie steht auf dem Spiel"

Guatemala bereitet den zweiten Durchgang seiner Präsidentschaftswahlen am 20. August vor. Im Vorfeld bittet Kardinal Alvaro Leonel Ramazzini die Organisation Amerikanischer Staaten, ihre Wahlbeobachtungsmission zu verlängern.

Wahlkampfplakate in Guatemala / © Tobias Käufer (KNA)
Wahlkampfplakate in Guatemala / © Tobias Käufer ( KNA )

Die OAS müsse ihre Wahlbeobachtung bis 14. Januar verlängern, so der Kardinal. Weiterhin äußerte Ramazzini im Gespräch mit OAS-Generalsekretär Luis Almagro seine Besorgnis über anhaltende Versuche der Staatsanwaltschaft, das Wahlergebnis von Ende Juni in Zweifel zu ziehen.

Kardinal übergab Bericht zur Pressfreiheit

Kardinal Alvaro leonel Ramazzini Imeri / © Paolo Galosi (KNA)
Kardinal Alvaro leonel Ramazzini Imeri / © Paolo Galosi ( KNA )

Laut der guatemaltekischen Tageszeitung "Prensa Libre" (Freitag) forderte Ramazzini gemeinsam mit Menschenrechtsverteidigern, die OAS müsse sich dafür einsetzen, dass die Staatsanwaltschaft "das Strafrecht nicht mehr als Instrument der politischen Einschüchterung einsetze". Zugleich übergaben der Kardinal und die Aktivisten einen Bericht zur Lage der Pressefreiheit in Guatemala."Schwächung der Demokratie"

Ende Juni hatten sich in Guatemala überraschenderweise der linke Systemkritiker Bernardo Arevalo de Leon sowie die Mitte-Links-Politikerin Sandra Torres für die Stichwahl qualifiziert. Darauf versuchten die rechte Opposition und die Staatsanwaltschaft, das Wahlergebnis anzufechten.

"Schwächung der Demokratie"

Der bislang gescheiterte Versuch der Staatsanwaltschaft, die Partei von Arevalo kurzfristig zu suspendieren, sei "eine deutliche Schwächung der Demokratie", sagte Nery Rodenas, Geschäftsführer des Menschenrechtszentrums des Erzbistums Guatemala-Stadt, jüngst der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen gegen die Wahlbehörde TSE aufgenommen.

Nery Rodenas, Geschäftsführer des Menschenrechtsbüros des Erzbistums Guatemala-Stadt / © Tobias Käufer (KNA)
Nery Rodenas, Geschäftsführer des Menschenrechtsbüros des Erzbistums Guatemala-Stadt / © Tobias Käufer ( KNA )

Guatemala sei keine typische Diktatur, in der eine einzige Person viele Jahre lang alle Macht ausübe, sondern "eine Diktatur des Systems, also ein System, das keine anderen Aktivitäten zulässt als diejenigen, die ihm Privilegien verschaffen", erklärte Rodenas. Die guatemaltekische Diktatur bestehe in der Übernahme aller staatlichen Institutionen, der Schwächung des demokratischen Systems, der Verfolgung und Kriminalisierung von Gegnern.

Es gebe in dem mittelamerikanischen Land den Versuch, "die Machtübernahme durch bestimmte Gruppen zu blockieren" und den Wahlprozess zu behindern, damit sich die Dinge in Guatemala nicht ändern und das System der Korruption, der Privilegien und der Straflosigkeit weiter bestehen bleiben könne. "Die Demokratie steht auf dem Spiel", sagte Rodenas.

Guatemala

Guatemala ist eine mittelamerikanische Republik mit rund 17 Millionen Einwohnern. Wichtigste Nachbarländer sindMexiko, Honduras und El Salvador. Die Bevölkerung Guatemalas besteht nach offiziellen Angaben zu etwa 40 Prozent aus Maya und zu rund 60Prozent aus Mestizen (Ladinos). Tatsächlich dürften die Verhältnisse umgekehrt sein. In weiten Landesteilen, vor allem im westlichen Hochland, stellen die indigenen Maya-Völker die Mehrheit.

Die guatemaltekische Nationalfahne in Guatemala-Stadt / © Tobias Käufer (KNA)
Die guatemaltekische Nationalfahne in Guatemala-Stadt / © Tobias Käufer ( KNA )
Quelle:
KNA