Papstgesandter ruft Christen in Indien zu Gehorsam auf

"Für oder gegen den Papst"

Seit Jahrzehnten herrscht in der syro-malabarischen Kirche Streit darüber, in welche Richtung der Priester die Messe zelebriert. Zwar gibt es einen Kompromiss, doch nicht alle halten sich dran – zum Missfallen des Papstes.

Kirche in Kerala, Indien / © MTD_myTravelDiaries (shutterstock)
Kirche in Kerala, Indien / © MTD_myTravelDiaries ( shutterstock )

Im Liturgiestreit der syro-malabarischen Kirche im indischen Bundesstaat Kerala hat der ins Land entsandte Papst-Delegat Erzbischof Cyrill Vasil zu Gehorsam gegenüber der Kirchenleitung ermahnt. Priester und Gläubige, die die vom Vatikan genehmigte Zelebrationsrichtung der Messe ablehnen, müssten sich fragen, ob sie "für oder gegen den Papst" sind, sagte Vasil laut dem Portal "Matters India" (Mittwoch) bei einem Gottesdienst am Sitz des Erzbistums Ernakulam-Angamaly in Kochi.

"Seid ihr auf der Seite des Heiligen Vaters; wollt ihr Priester und Mitglieder der katholischen Kirche und eurer syro-malabarischen Kirche bleiben, oder wollt ihr der Stimme von Unruhestiftern den Vorzug geben, die euch zum Ungehorsam gegen den Heiligen Vater verleiten?", fragte Vasil, der die griechisch-katholischen Eparchie Kosice (Kaschau) in der Slowakei leitet und früher für die vatikanische Ostkirchenkongregation arbeitet.

Kompromiss im Jahr 2021 erarbeitet

Und weiter: "Hört ihr lieber auf euren Papst, oder hört ihr lieber im Namen falscher Solidarität oder weil ihr eingeschüchtert wurdet auf einige Priester, die euch de facto zu einer Trennung von der katholischen Kirche führen?"

Im Mittelpunkt der seit Jahrzehnten dauernden inneren Auseinandersetzungen in der syro-malabarischen Kirche steht die Frage, ob der Priester die Eucharistie mit dem Gesicht zum Volk gewandt zelebrieren soll oder dem nach Osten ausgerichteten Altar zugewandt. Mitte 2021 beschloss die Synode der Kirche die Umsetzung eines Kompromisses, wonach der Priester bis zum Hochgebet mit dem Gesicht zur Gemeinde am Altar steht, sich dann umdreht und sich erst zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuwendet.

Eine Gruppe von Priestern und Laien, der auch Leitungsmitglieder des Erzbistums Ernakulam-Angamaly angehörten, lehnt den Kompromiss ab. Sie wollen, dass die Priester die Messen wie in der Westkirche mit dem Gesicht zur Gemeinde feiern.

Papst will Einheit der katholischen Ostkirche wahren

Vasil zitierte aus zwei Briefen des Papstes an die syro-malabarische Kirche bzw. an die Priester, Ordensleute und Laien der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly aus den Jahren 2021 und 2022. Darin hatte Franziskus dazu aufgefordert, die einheitliche Form der Liturgie unverzüglich umzusetzen, um die Einheit in der katholischen Ostkirche zu wahren.

Die syro-malabarische katholische Kirche ist eine mit Rom verbundene ("unierte") Ostkirche in Indien. Sie ist vor allem im indischen Bundesstaat Kerala präsent und führt sich selbst auf die Mission des Apostels Thomas zurück.

Quelle:
KNA