Diese Polarisierungen fänden sich "im Volk Gottes, unter den Bischöfen und im Verhältnis der Kirche in Deutschland zu Rom", sagte Oster der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". In dem Interview brachte der Bischof den Synodalen Weg auch in einen Zusammenhang mit den vielen Kirchenaustritten.
Im vergangenen Jahr sei der Dialog auf die Zielgerade gekommen, es habe einige weitreichende Beschlüsse gegeben, führte Oster aus. Zugleich hätten die Austrittszahlen ein neues Allzeithoch erreicht. "Das lag zwar nicht unbedingt am Synodalen Weg selbst, aber eine Kehrtwende bringt er mit ziemlicher Sicherheit auch nicht", sagte er.
Kritik an Liberalisierung von Lehre und Disziplin
Bei den meisten Beschlüssen gehe es um eine Liberalisierung der kirchlichen Lehre und Disziplin. "Man braucht nicht mal ein großer Prophet zu sein, sondern nur in die Kirchengeschichte zu schauen, um das Folgende ein wenig flapsig gesagt zu erkennen: Wenn Kirche sich institutionell insgesamt lockerer macht, macht sich das Volk Gottes am Ende noch lockerer."
In den Beschlusstexten des Synodalen Weges stecke zwar "auch viel Bedenkenswertes". Dennoch werde er den "Prozess der Selbstäkularisierung, in dem wir schon lange drinstecken, noch weiter beschleunigen". Daran habe er, Oster, keinen Zweifel.
Forderung nach Treue zur Kirche
Der Bischof verwies auf eigene Erfahrungen mit mehreren missionarischen Projekten in seiner Diözese wie auch im Ausland: "Wo immer aufgeweicht oder der Anspruch des Glaubens 'runtergefahren' wird zu einer Art Wohlfühl-Spiritualität, dort verliert sich automatisch die Fruchtbarkeit."
Im guten Sinne fruchtbar würden Initiativen "nur in der Treue zur Kirche, zu ihrem Glauben und ihrer Lehre", fügte Oster hinzu. Ohne Gebet und Anbetung werde jeder Versuch einer neuen Glaubensverkündigung fruchtlos bleiben.
Ein solcher Weg werde zunächst "sicher keine Massenbewegung mehr sein", aber hoffentlich bei einigen die Widerstandsfähigkeit gegenüber Erschütterungen und Anfragen aus der Gesellschaft stärken.